Pfalz

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Karte 50.1 ‘Wasserhahn’, Georg Drenda: Wortatlas für Rheinhessen Pfalz und Saarpfalz, S. 210. [Bild: Georg Drenda (IGL)]

Wasserhahn

Für die Ausdrücke Hahn und Kran werden hier auf Grund der in den Dia­lekten vorkommenden Wortformen Hahne u. ä. sowie Grohne u. ä. typisiert Hahnen bzw. Kranen angesetzt. Kran stellt als Bezeichnung für das Ver­schlussventil an Leitungen und für die Zapfvorrichtung am Fass eine Über­tragung dar. Das Wort gehört sprachhistorisch zu neuhochdeutsch Kranich. Zu mittelhochdeutsch kranech(e), kranch(e) ‘Kranich’ bildete das Spätmittelhochdeutsche die kurze Form kran(e) aus. Den Varianten liegt vielleicht die Wurzel indogermanisch *ger- ‘heiser schreien’ zugrunde, die eine onomatopoetische Schöpfung sein könnte. Kra­nich wäre also ursprünglich als ‘heiserer Schreier, Krächzer’ zu verstehen. Aus mittelhochdeutsch kran(e) hat sich im 15. Jh. zusätzlich die Bedeutung ‘Vorrichtung zum Heben und horizontalen Versetzen schwerer Lasten’ entwickelt. Der Aufbau des Hebezeugs hat offensichtlich Assoziationen zu der Körperform des Kranichs mit seinem langen Hals und Schnabel geweckt, so dass das Wort übertragen wurde. Über die Bedeutung ‘Flüssigkeitsheber’ erfolgte dann der Übergang zu ‘Fasszapfen’ und schließlich zu ‘Wasserhahn’.

Wie es im 14./15. Jh. zu der Bezeichnung Hahn (mittelhochdeutsch han(e)) für die Verschlussvorrichtung an Leitungen kam, ist nicht geklärt. Eine Übertragung des Wortes für ‘männliches Huhn’, also das Vorliegen eines analogen Falls zu Kran, ist nicht ganz ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich. Viel­leicht gibt es eine Verbindung zu französisch canne, canelle, die die Röhre des Fass­zapfens bezeichnen.

Die spezifizierenden Komposita Wasserhahnen und Wasserkranen dif­ferenzieren sprachlich den Gegenstand von anderen Vorrichtungen gleicher Art, z. B. Gashahn/‑kran, Fasshahn/‑kran usw. Das Wort neuhochdeutsch Wasser lässt sich bei konstanter Bedeutung über mittelhochdeutsch waӡӡer, althochdeutsch waӡӡar, westgermanisch *watar bis in die indogermanische Sprachstufe zurückverfolgen. Die Wurzel, von der auszugehen ist, ist indogermanisch *au- ‘benetzen, befeuchten, fließen’.

Einmal ist Leitungshahnen belegt. Das Bestimmungswort der Zusam­mensetzung ist eine seit dem 16. Jh. belegte ‑ung-Ableitung vom Verb leiten ‘etwas in eine bestimmte Richtung, an einen bestimmten Ort lenken, führen’. Germanische Grundlage ist *laideja- ‘leiten’, eigentlich: ‘gehen machen, Fortbe­wegung veranlassen’, weil das Verb Kausativum zu germanisch *leiϸa- ‘weg­gehen, gehen’ ist.

Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis

Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links. 

Mehr zum Thema

Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.

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