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Ausguss der Kaffekanne
Das Wort mit der größten Verbreitung im Untersuchungsgebiet ist Zotte (dialektal Zott). Zweimal wird das Kompositum Kaffeezotte gemeldet, das offensichtlich eine Verkürzung aus Kaffeekannenzotte ist. Eine vergleichbare Form stellt Gießkopf aus Gießkannenkopf ‘Brause der Gießkanne’ dar (vgl. Karte 58.1.). Solche elliptischen Zusammensetzungen gibt es auch außerhalb der Dialekte, vgl. z. B. Monatskarte aus Monatsfahrkarte oder Klorolle aus Klopapierrolle.
Die Herkunft von Zotte ist nicht geklärt. Es besteht wohl Verwandtschaft mit Tüte ‘Papierbehälter’, einem ursprünglich niederdeutschen Wort, das mittelniederdeutsch tute lautet. Der Ausdruck, der zu dem lautmalenden Verb tuten ‘ein Signalhorn blasen’ gehört, bezeichnet zuerst ein Horn (zum Blasen), dann einen jeglichen hornförmigen Gegenstand, den letztlich auch eine spitzgedrehte Papiertüte darstellt. Das Zotte-Gebiet erstreckt sich linksrheinisch bis zur Ahr. Nördlich davon sind nur kleinflächige Vorkommen des Wortes zu verzeichnen.
Im Südwestpfälzischen beginnt ein Schnute-Areal, das sich nach Westen bis ins mittlere Saarland fortsetzt. Daneben gibt es verstreute Belege, auch die Diminutiv-Form Schnutchen ist vertreten. Schnute (dialektal Schnut u. ä.) ist die niederdeutsche Entsprechung von Schnauze, das ebenfalls im Arbeitsgebiet des Atlasses, und zwar in der Pfalz vorkommt. Die eigentliche Bedeutung ist ‘vorgestreckte Maul- und Nasenpartie von Tieren’, die auf den vorspringenden Ausgießer bei Gefäßen übertragen wurde. Verwandte Wörter sind schnauben, schnaufen, schnüffeln, schniefen und Schnupfen, die zu einem Komplex von Ausdrücken gehören, die mit der Nase hervorgebrachte Laute, den Nasenschleim usw. bezeichnen.
Bei der singulären Meldung Schut handelt es sich möglicherweise um eine Mischform zwischen Schnut und Zott, vielleicht mit Einfluss von schütten. Bezeichnenderweise kommt der Ausdruck im Übergangsbereich von Schnut zu Zott vor.
Auch Schnabel (althochdeutsch snabul), eigentlich ‘spitz zulaufende Verlängerung des Vogelkiefers’, ist nach der Form auf die Ausgussmündung von Gefäßen übertragen worden. Der Ausdruck hängt mit dem Verb schnappen – mittelhochdeutsch snappen/ snaben – zusammen. Das Wort beruht wohl auf Lautmalerei für eine zuschnappende Bewegung.
Mit Schnabel verwandt sind Schnaupe(r), Schnippe (dialektal Schnieb) und Schneppe, zu denen es auch die Diminutivableitungen Schnippchen (dialektal Schniebche) und Schnepperle gibt. In diesen sprachlichen Zusammenhang gehört auch die Vogelbezeichnung Schnepfe. Der Vogel ist vermutlich nach seinem langen Schnabel benannt.
Tülle ist im Althochdeutschen als tulli mit der Bedeutung ‘röhrenförmige Verlängerung der Speer-/ Pfeilspitze, in die der Schaft eingeführt wird’ belegt. Die Bedeutungsübertragung auf den röhrenförmigen Ausguss an Gefäßen erfolgte erst in nachmittelhochdeutscher Zeit. Die Etymologie von Tülle ist nicht geklärt. Das Wort ist im Erhebungsraum zweimal belegt. Wahrscheinlich ist es aus der Standardsprache übernommen worden.
Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis
Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links.
Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.