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Fahrradklingel
Das Fahrrad im modernen Sinn ist eine Erfindung des 19. Jh., wiewohl sich verschiedenartige Vorläufer des Fahrzeugs bis ins Altertum zurückverfolgen lassen. Die Bezeichnung Fahrrad ersetzt Ende des 19. Jh. vorangehendes Veloziped, das aus französisch vélocipède (zu lateinisch vēlōx ‘schnell’ und lateinisch pēs, Genitiv: pedis ‘Fuß’) entlehnt wurde. Als Zubehör ist die Fahrradklingel folglich ein relativ neuartiger Gegenstand. Die Sprachgemeinschaft hat zu deren Bezeichnung kein neues Wort geprägt, sondern im lexikalischen Inventar bereits vorhandene Einheiten verwendet, z. B. Klingel, Schelle, Glocke. Im Arbeitsgebiet des Atlasses sind nur das erst- und zweitgenannte vertreten, und zwar überwiegend als Simplex. Viel seltener treten die Zusammensetzungen Fahrradklingel und Fahrradschelle auf.
Das Substantiv Klingel ist eine seit dem 17. Jh. nachgewiesene Rückbildung aus dem Verb klingeln, dessen althochdeutscher Vorgänger klingilōn ist. Dieses ist eine Iterativbildung zu althochdeutsch klingan, dem neuhochdeutsch klingen entspricht. Die Wortherkunft ist unklar. Vielleicht liegt Lautmalerei vor.
Die Bezeichnung Schelle geht auf das Nomen althochdeutsch skella zurück. Dieses ist eine Ableitung von dem lautmalenden Verb skellan ‘tönen, klingen, schallen’. Das stark flektierende Verb (mittelhochdeutsch schellen – schall – geschollen) ging im 17. Jh. unter, oder es ist im etymologisch zugehörigen schallen aufgegangen. Das heutige Verb schellen, das schwach flektiert wird (schellen – schellte – geschellt), ist aus dem Substantiv Schelle abgeleitet.
Eine klare regionalspezifische Distribution von (Fahrrad-)Schelle und (Fahrrad-)Klingel im Explorationsgebiet des Atlasses ist nicht feststellbar. Aber es ist deutlich zu sehen, dass in Rheinhessen der erste Ausdruck häufiger vorkommt als der zweite, während in der West- und Südwestpfalz das Verhältnis umgekehrt ist.
Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis
Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links.
Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.