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Kochtopf
Gefragt wurde nach dem Gefäß, in dem das Gemüse oder die Kartoffeln gegart werden. Aus Rheinhessen kommt als Antwort fast durchgehend Düppen (dialektal Dibbe) oder Kochdüppen (dialektal Kochdibbe). Düppen findet sich ein weiteres Mal als singulärer Beleg im Südwesten bei St. Ingbert. Die Karte zeigt auf Grund der räumlichen Abgrenzung des Untersuchungsgebietes nicht, dass die rheinhessischen Meldungen und der Beleg in der Saarpfalz wortgeographisch zusammenhängen. Das in das Kartenfeld hineinragende süddeutsche Hafen-Areal läuft ungefähr an der Nahe aus. Es schließt sich nördlich und westlich ein Düppen-Gebiet an, das außer in Rheinhessen nur ansatzweise im Westen des Explorationsgebietes fassbar wird.
Der Ausdruck Düppen ist die westliche Variante von Topf, die als althochdeutsch dupfen, duppen usw. belegt ist. Unserem standardsprachlichen Wort liegt die östliche Variante mittelhochdeutsch topf zugrunde, die durch Luther Verbreitung fand. Die etymologische Herkunft von Düppen/ Topf liegt im Dunkeln.
Das süddeutsche Wort für ‘Topf’ ist Hafen. Sein Verbreitungsgebiet reicht im Nordwesten, wie bereits angemerkt, bis an die Nahe. Somit dominieren Hafen-Formen das Kartenbild. Der Ausdruck ist im Althochdeutschen als havan bezeugt, seine weitere Herkunft ist nicht geklärt. Neben der Hauptform Hafen (dialektal Hawwe u. ä.) ist in einer kleineren Anzahl das Kompositum Kochhafen (dialektal Kochhawe u. ä.) vertreten. Singuläre Belege stellen dar: 1. die dazu gebildeten Diminutive Kochhäfchen (dialektal Kochhäbche) sowie Kochhäfelchen (dialektal Kochhäwwelsche) und 2. die spezifizierenden Zusammensetzungen Eisenhafen (dialektal Eisehawwe), Grundbirnenhafen (dialektal Grumbeerhawe), Suppenhafen (dialektal Suppehawe) sowie das diminuierte Kunsthäfel (dialektal Kunschthäwwel). Das Bestimmungswort Kunst- scheint in dem hier verwendeten Sinn als Simplex im Pfälzischen nicht vorzukommen. Es ist aber für das Lothringische und Elsässische belegt. Die Bedeutung ist ‘Kochherd’, das grammatische Geschlecht ist Maskulinum oder Neutrum. Das Wort stellt eine Verkürzung von Holzersparungskunst dar. Damit wurde ein im 16. Jh. neu konstruierter Sparherd bezeichnet, der schnell Verbreitung fand.
In der nördlichen Hälfte des Arbeitsgebietes finden sich zwei Dämpfer-Meldungen (dialektal Dämber). Das Wort ist eine Instrumentalbildung zu dem Verb dämpfen, das in den Dialekten auch das Garen im Wasser (und nicht nur mit Dampf) bezeichnet. Das Verb leitet sich aus dem Nomen Dampf ab. Dieses geht auf vordeutsch *dampi- ‘Ausdünstung, Dampf’ zurück.
Das norddeutsche Pendant zu Hafen war ursprünglich Groppen. Das Wort wurde aber durch jüngeres Pott verdrängt. Groppen-Formen reichen bis ins Mitteldeutsche hinein. Aus Rheinhessen werden deren zwei gemeldet (dialektal Krobbe). Das Wort ist im Mittelniederdeutschen als grope(n), grape(n) ‘irdener/metallener Topf’ und im Mittelhochdeutschen als grope, groppe ‘großer eiserner Kochtopf’ nachweisbar. Die weitere Herkunft ist unklar. Vielleicht besteht Verbindung zu dem Verb mittelniederdeutsch gropen ‘aushöhlen’. Für die aus Dienheim (Di) bei Oppenheim gemeldeten Varianten wird semantische Differenzierung angegeben: Krobbe ist der Topf für Kartoffeln, Dibbe der für das Gemüse.
In der Südostpfalz tritt singulär Pfanne (dialektal Pann) auf. Das Wort – althochdeutsch pfanna – ist eine frühe Entlehnung aus spätlateinisch panna, das aus lateinisch patina ‘Schüssel’ hervorgegangen ist. Das lateinische Wort ist aus gleichbedeutend griechisch patánē übernommen.
Ebenfalls auf die Südostpfalz beschränkt ist Kanne (dialektal Kann) mit fünf Nennungen. Die Etymologie des als althochdeutsch kanna bezeugten Wortes ist umstritten. Entweder handelt es sich um einen ursprünglich germanischen Ausdruck, der zu altnordisch kani ‘Schüssel’ zu stellen ist. Oder es liegt eine Entlehnung aus mittellateinisch canna ‘Kanne’ vor.
Nur aus der Südostpfalz werden zwei Wörter gemeldet, die in der Standardsprache die üblichen Bezeichnungen für das Kochgeschirr sind und in den rheinfränkischen Dialekten nicht erwartet werden, nämlich Topf (dialektal Topp u. ä.) sowie das Kompositum Kochtopf (dialektal Kochtopp u. ä.). Die beiden Bezeichnungen treten bezeichnenderweise dort auf, wo das Hafen- und das Kanne-Gebiet aneinanderstoßen. Offensichtlich sind die Sprachteilhaber in dem Grenzgebiet bezüglich der gültigen ortstypischen Norm unsicher. Dazu trägt verstärkend die Tatsache bei, dass Kanne großräumig-dialektal (und standardsprachlich) ein ganz anderes, nämlich ein krugartiges Gefäß, das zudem nicht zum Kochen verwendet wird, bezeichnet. Die daraus resultierende sprachliche Unsicherheit führt offensichtlich dazu, dass die Dialektsprecher auf das standardsprachliche (Koch‑)Topf, das entsprechend den Dialektregeln eingelautet wird, ausweichen.
Literatur- und Ortskürzel-Verzeichnis
Die im Text erwähnte Literatur (Literaturverzeichnis) sowie eine Aufschlüsselung der Ortskürzel (Belegorteverzeichnis) finden Sie unter den entsprechenden Links.
Der obenstehende Inhalt ist entnommen aus Drenda, Georg (2014): Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. St. Ingbert.