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Sachsenfrist
Frist von einem Jahr und einem Tag. siehe "Jahr und Tag"
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Sachsenspiegel
Private Aufzeichnung des sächsischen Rechts und gleichzeitig erstes deutsches Prosawerk. Das ältestes und einflußreichste Rechtsbuch des deutschen Mittelalterst wurde zwischen 1220 und 1235 von dem sächsischen Ritter Eike von Repgau in lateinischer Sprache abgefaßt, und dann ins Niederdeutsche übertragen. Der Sachsenspiegel, bestehend aus einem Land- und einem Lehnrechtsteil, fasst das Gewohnheitsrecht des sächsischen Stammes zusammen, berücksichtigte aber in der Hauptsache nur seine ostfälische Heimat. Der Sachsenspiegel erlangte landesweites Ansehen und bildete die Vorlage der beiden oberdeutschen Rechtsbücher, des Deutschenspiegel, des Schwabenspiegel und des Meißener Rechtsbuches). Der Geltungsbereich des Sachsenspiegels erstreckte sich bis nach Polen, Russland und Ungarn und blieb in bestimmten Teilen Deutschlands (Thüringen, Anhalt) bis 1900 in Kraft. Der Sachsenspiegel ist in rund 200 Handschriften überliefert.
(Text: Nicolai)-
Säkularisation
Enteignung von Gütern und Herrschaftsrechten der Kirche durch die weltliche Obrigkeit. Enteignung von Gütern und Herrschaftsrechten der Kirche durch die weltliche Obrigkeit. Man unterscheidet "Herrschaftssäkularisation" (den geistlichen Fürsten werden ihre weltlichen Herrschaftsrechte genommen, ihre Territorien also aufgelöst,) von "Vermögenssäkularisation" (den geistlichen Fürsten, Stiftern, Klöstern etc. werden ihre Güter und Einkünfte genommen). Beiderlei Säkularisationen kamen im großen Ausmaß vor allem in Folge der Reformation vor. Luther hatte die Ausübung von weltlicher Herrschaft durch Geistliche grundsätzlich abgelehnt. Protestantisch gewordene Landesherren eigneten sich auf dieser Grundlage die Kirchenhoheit in ihren Territorien, übernahmen die Verwaltung des Kirchenvermögens und verleibten oft auch die Herrschaftsgebiete benachbarter Bistümer ihrem Territorium ein. Aber auch katholische Landesherren säkularisierten Kirchengut, so im großen Stil Kaiser Joseph II., der als österreichischer Landesherr zahlreiche Klöster auflöste und den Ertrag in die Staatskasse leitete. Der größte Säkularisationsschub erfolgte durch die Französische Revolution in Frankreich und in deren Folge dann auch im Reich. Im Reichsdeputationshauptschluss von 1803 teilten - unter Napoleons Regie - die großen Reichsfürsten die Territorien der geistlichen Fürsten und die Güter der Kirche untereinander auf.
Von "Säkularisation" ist der weitere Begriff der "Säkularisierung" zu unterscheiden, der allgemein Prozesse der Verweltlichung, etwa des Denkens, der Mentalitäten etc. bezeichnet. (Siehe s. v. → Säkularisierung)
(Text: Uni Münster)-
Säkularisierung
Verweltlichung, Abkehr von der Religion. Unter Säkularisierung versteht man allgemein jede Form von Verweltlichung, die institutionelle Trennung von Staat und Religion in einem gesellschaftlichen Prozess. Vgl. dagegen s. v. → Säkularisation
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Salbung
Weihe eines Königs (durch den Papst). Kirchlich-religiöser Vorgang der Auszeichnung und Weihe eines Königs in symbolischer Form, ähnlich wie die Erteilung von Sakramenten, wohl auch Verpflichtung des Königs auf die Gebote des Christentums; Ausdruck der Auserwähltheit des mittelalterlichen Herrschers durch Gott, Symbol für das enge Bündnis von "Thron" und "Altar".
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Salier
Mittelrheinisches Adelsgeschlecht, das von 1024 bis 1125 die römisch-deutschen Könige stellte. Das fränkische Königsgeschlecht, dem u.a König Heinrich IV: entstammt. Von 1024-1125 regierten salische Könige das Deutsche Reich. Der Name des Geschlechts geht wahrscheinlich auf das althochdeutsche Wort sal = Herrschaft zurück.
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Sappe
Begriff aus dem Festungsbau. Mine, unterirdischer Gang, von Angreifern und Verteidigern, den Sapeurs, gegraben, um Wehrbauten bzw. Belagerungsmaschinen zum Einsturz zu bringen oder um in den Rücken des Feindes zu gelangen.
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Sarwörter
Berufsbezeichnung (Harnischmacher). Die Sarwörter waren Harnisch-, Taschen- und Waffenmacher und gehörten der Schmiedezunft an.
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Säulenbasilika
Kirchentyp. Näheres zu diesem Begriff finden Sie unter dem Stichwort "Basilika".
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Sayn
Grafschaft im Gebiet des Westerwaldes. Die Grafschaft Sayn war ein reichunmittelbares Territorium des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Gebiet des Westerwaldes im heutigen Bundesland Rheinland-Pfalz. [mehr] Der Ort Sayn mit der namengebenden Burg Sayn ist heute ein Stadtteil von Bendorf am Rhein.
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Scarpe
Stützwand beim Burgen- und Festungsbau. = Escarpe. Eine Scarpe ist bei den Burgen eine geböschte oder senkrechte Wand aus Fels, Naturstein- oder Ziegelmauerwerk an der Innenseite des Grabens.
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Schalenturm
Nach innen offener Turm. Wehrturm in der Ringmauer einer Burg, der an der Innenseite offen ist. Dadurch konnten Angreifer, die bereits den Turm erobert hatten, vom Hof aus wirkungsvoll beschossen werden. Sein Wehrgang ist im Regelfall mit dem Wehrgang der Burgmauern verbunden.
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Schaller
Helmtypus. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstand im Zusammenhang mit der Entwicklung des Plattenharnisches die Deutsche Schaller.
Das Wort Schaller rührt vom deutschen Wort "Schale" her. Als Schaller wird zuweilen auch die italienische Barbuta bezeichnet, die aber eher einer Beckenhaube ähnelt. Kennzeichen der Barbuta sind lang heruntergezogene Wangenbleche, welche die Augen-Mund-Nase-Partie frei lassen. An diese Barbuta wurden zuweilen Helmbrünnen, selten auch Visiere angehängt.
Die Schaller ist eine Kombination aus Beckenhaube und Eisenhut. Sie reicht über die Augen und besaß entweder ein bewegliches Visier oder einen einfachen Sehschlitz. Ihr typisches Kennzeichen ist der spitze Nackenschutz, der weit nach hinten ausläuft. Sie wurde zusammen mit dem sog. Bart getragen, einem stählernen Schutz für Hals und Kinn, der am Brustharnisch befestigt war. Die Deutsche Schaller wurde von Fußsoldaten, aber auch von Reitern getragen. Mit der Zeit passte sich ihre Form immer mehr dem Visierhelm an, da dieser praktischer war.
(Text: Stefan Grathoff)
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Schanze
Befestigung bzw. Reisigbündel. Das Wort Schanze meint im Wehrbau einen Wall, bei Schiffen den erhöhten Teil des Achterdecks, kann einen Holzzaun bzw. eine Holzschranke meinen und wird im häuslichen Bereich für Kleinholz bzw. ein Reisigbündel verwendet (⇒ Deutsches Rechtswörterbuch)
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Scharwachttürme
Schießerker. Das Wort Scharwachtturm ist nicht mittelalterlich, sondern stammt aus dem 16. Jahrhundert. Viele Burgenkundler ziehen deshalb den Begriff Schießerker vor. Scharwachttürmchen (auch Pfefferbüchsen genannt) sind an den oberen Ecken eines Turmes auf Konsolen vorkragende kleine Türmchen oder Wachthäuschen. Häufig hatten sie keine militärische Funktion (Aussichtsplatz) mehr und wurden nur als Zierde angebracht.
Beispiele für solche Häuschen finden sich etwa auf Burg Schadeck am Neckar, Burg Kintzheim im Elsaß und auf der Marienburg in Würzburg.-
Schatzung
Einzug direkter Steuern. Früher zusammenfassender Ausdruck für direkte Steuern, besonders für die Bede und den städtischen Schoß.
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Scheffel
Alte Maßeinheit. Ein Scheffel ist ein schaufelartiges Gefäß, welches früher als Getreidemaß verwendet wurde. Der Scheffel galt somit als ein Hohlmaß und die Gefäße waren folglich in unterschiedlichen Größen in Verwendung. 1872 galt z.B. im Deutschen Reich 1 Scheffel = 50 Liter. Die Scheffel selbst hatten ein Fassungsvermögen von bis zu 180 Liter.
Für das Rhein-Main-Gebiet und die Mosel
Der Begriff Scheffel war im Rhein-Main-Gebiet wie auch an der Mosel unüblich. Im nord- und ostdeutschen Raum kennzeichnete er Getreidemeßgefäße, im süddeutschen Raum abstrakte Großrecheneinheiten (für Getreide). Scheffelgefäße hatten nicht die Gestalt von Schaufeln, sondern waren zylindrisch.-
Schild (Rüstung)
Teil der Rüstung. Bis in das 10. Jahrhundert waren die Schilde rund bzw. oval, im 11. Jahrhundert war ihre Gestalt überwiegend mandelförmig. Diese Schilde, oben oval und unten spitz zulaufend, waren fast mannshoch und schützten somit den gesamten Körper. Sie bestanden aus ein oder zwei Lindenholzschichten und waren mit Leder überzogen, teilweise auch mit Eisen beschlagen. In der Mitte schützte zuweilen außen eine eiserne Ausbuchtung (Schildbuckel) die Stelle, an der innen die Hand den Schild festhielt. Zuweilen ermöglichte innen ein System aus verschiedenen Griffschlaufen eine der jeweiligen Kampfsituation angepasste Handhabung. Da der Schild ein beachtliches Gewicht besaß, konnte der Ritter ihn an einen Riemen um den Hals (Schildfessel) hängen. Verziert wurden die Schilde mit Drachen und anderen furchterregenden Ungeheuern; Wappen wurden erst Mitte des 12. Jahrhunderts aufgemalt. Das Aufkommen des Plattenharnisches im 13./14. Jahrhundert ließ den Schild kleiner, dafür aber breiter werden. Der für diese Zeit typische Dreiecksschild kam in verschiedenen Formen und Größen vor. Weite Verbreitung fand seit etwa 1330 die sog. Tartsche, ein Schild mit einer Aussparung an der Oberkante zum Einlegen der Lanze (Speer- oder Lanzenruhe). Seit dem 14./15. Jahrhundert benutzten die immer besser gewappneten Ritter immer kleinere Schilde und verzichteten schließlich ganz auf sie.
(Text: Stefan Grathoff)
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Schildmauer
Besonders befestigter Mauerabschnitt auf der Angriffsseite der Burg. Vor allem bei Burgen in Spornlage reichte eine normale Ringmauer auf der Angriffsseite nicht aus, um die Burg wirkungsvoll gegen Beschuß zu schützen. Wenn das Burgvorgelände steil anstieg konnte man leicht über die Mauer in das Burginnere schießen. Deshalb errichtete der Burgherr an solchen Stellen eine besonderes massive und mächtige Schildmauer, die noch wirkungsvoller als die Mantelmauer die bedrohte Seite der Burg als zusätzliches Schutzschild deckte.
Schildmauern gab es hauptsächlich im Moselgebiet, in der Pfalz und am Rhein, vereinzelt auch in Württemberg. Besonders schöne Schildmauern kann man heute noch auf den Burgen Reichenberg bei St. Goarshausen, Freienfels bei Weilburg, der Kasselburg in der Eifel, auf Burg Ehrenfels, Greifenstein im Westerwald, Hohenstein bei Langenschwalbach, Runkel an der Lahn, Burg Rheinstein, sehen.
Der Bau von Schildmauern setzte um 1200 ein, besonders in Südwestdeutschland, im Elsaß und in der Pfalz, erreichte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts seinen Höhepunkt und ging im 14. Jahrhundert wieder zurück. Mit dem Aufkommen der Pulverwaffen wurden in der zweiten Hälfte des15. Jahrhunderts und im 16. Jahrhundert erneut mächtige Schildmauern gebaut.
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Schilling (Währung)
Alte Münze. Althochdeutsch scilling - vermutlich nach scilt -Schild - demgemäß "schildartige Münze"; seit dem 8. Jahrhundert Rechnungsmünze im karolingischen Münzsystem. Als Geldstück wurde der Schilling erstmals 1266 in Frankreich geprägt. Zunächst als 12-Pfennig-Stück gab es den Schilling in Süd-, Südwest-, Norddeutschland, Österreich und der Schweiz. Ab dem 14. Jahrhundert hatten Schillinge den Wert von 6, 8 und 10 Pfennigen. Schließlich kam in Bayern noch der "lange Schilling" zu 30 Pfennigen dazu. Die letzten deutschen Schillinge kamen 1866 für Mecklenburg heraus.
Der englische Schilling wurde erstmals unter Heinrich VII. (1485-1509) in Silber geprägt. Mit der Einführung des Dezimalsystems 1971 ging die englische Schillingprägung zu Ende.
(Quelle: www.austrian-mint.com)-
Schlag (Landwirtschaft)
Begriff aus der Landwirtschaft. Bei der Dreifelderwirtschaft (siehe Felderwirtschaft) war Schlag (Zelge) einer der drei Teile, in welche die gesamte Dorfflur zerfiel, und deren jeder jeweils mit derselben Frucht bestellt wurde. Die Schläge zerfielen in Gewanne; sie waren durch Zäune gegen die Weide geschützt.
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Schlange (Geschütz)
Feuerwaffe. Schlange war seit dem 15. Jahrhundert die Bezeichnung für ein Geschütz, das im Verhältnis zum Kaliber ein besonders langes Rohr hatte. Die Schlange war ein typisches Flachbahngeschütz mit großer Durchschlagskraft, das bei Belagerungen und auch bei der Feldschlacht (Feldschlange) verwendet wurde. Die schwersten Geschütze dieser Art, die "Not- und Quartierschlangen", wogen bis zu 3 Tonnen und waren bis zu 4 Meter lang. Sie mussten mit einem Dutzend Pferde mühsam zum Einsatzort gezogen werden und verschossen Eisenkugeln mit einem Durchmesser bis zu 15 cm. Die kleinste Ausführung ("Schlänglein") war nur 50 - 100 kg schwer, konnte von einem Pferd gezogen werden und verschoß Blei- oder Eisenkugeln bis zu 5 cm Durchmesser.
Weitere Informationen erhalten sie unter dem Stichwort "Geschütze".
(Text: Stefan Grathoff)
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Schleierwerk
Näheres zu diesem Begriff finden Sie unter dem Stichwort "Maßwerk".
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Schlussstein
Scheitelpunkt eines Bogens oder Gewölbes. Im Scheitelpunkt eines Bogens oder Gewölbes sitzt der Schlussstein. Er wurde besonders im gotischen Rippengewölbe reich mit Blattwerk, Figuren und Wappen verziert.
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Schneller
Belagerungsgerät. Näheres zu diesem Begriff finden Sie unter dem Stichwort Belagerungsmaschinen
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Schock (Münzwesen)
alte Rechnungsmünze. "Das Schock ist eine Rechnungsmünze und betrug 60 alte silberne Groschen oder Wilhelminer, welche unter Kurfürst Friedrich II. von Sachsen und Herzog Wilhelm in Meißen um 1408 bis 1482 zu 160 Stück auf die Mark geprägt wurden...".
Quelle: Mascher, H.A.: Die Grundsteuer-Regelung in Preußen auf Grund der Gesetze vom 21. Mai 1861, Verlag Döning, 1862.
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Schoppen
Altes Maß. In der Schweiz und in Deutschland gebräuchliches, schon sehr altes Flüssigkeitsmaß für den Weinausschank. In der Pfalz bedeutet ein "ganzer Schoppen" 0,5 Liter (früher genau 0,564 l). Eine spezielle Weinglasform mit dem Inhalt eines Schoppens ist in der Pfalz das so genannte Dubbeglas. In Rheinhessen ist der "halbe Schoppen" mit 0,2 Liter üblich und wird dort Halwe (Halbe) genannt. In der Schweiz ist ein Schoppen 0,375 Liter.
Für Rheinhessen
Unter Schoppen verstand man im Rheinhessischen Einheiten der Größenordnung 0,5 l - von daher der großherzoglich-hessische Landesschoppen mit genau 0,5 l.-
Schritt (Längenmaß)
Altes Längenmaß Der Schritt ist ein deutsches Längenmaß. Er darf nicht mit dem Fuß verwechselt werden und ist wie folgt definiert: Ein Fuß wird wie zum Gehen aus dem Stand einmal nach vorn gesetzt. Der Abstand zwischen der Fußspitze des einen und der Ferse des anderen Fußes wird gemessen. Seine Länge variiert zwischen 70 und 90 cm.
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Schultheiß
Verwaltungsberuf des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. (althochdeutsch "Leistung Befehlender), Schulze (spätmittelhochdeutsch), lat. scultetus:
Städtische Gerichts- und Gemeindeverfassung:
dem städtischen Rat gegenüber Beauftragter des Landes- bzw. des Grundherren zur Ausübung der Verwaltungshoheit und Rechtspflege (lat. praeco urbis); in Thüringen und Sachsen im 12./16. Jh. häufiges, z. T. erbliches Amt. Im 15./16. Jh. wurde es weitgehend zugunsten der herrschaftlichen Amtsleute sowie Stadt- und Landrichter eingeschränkt oder beseitigt.
Dörfliche Gerichts- und Gemeindeverfassung:
seit dem 12. Jh. häufig nachweisbares Amt (Dorf-Schultheiß). Ursprung (schon in den Volksrechten des 5./7. Jahrhunderts auftretend) und Stellung vor dem 16. Jahrhundert werden in der Forschung kontrovers diskutiert. Bereits die Verbreitung im 13. Jahrhundert zeigt starke Unterschiede in Kompetenz, Amtsdauer und Erblichkeit. Im Altsiedelgebiet wurde der von der Herrschaft eingesetzte Amts-Schultheiß mit oft lebenslänglicher Amtsdauer üblich. Seit dem 15. Jahrhundert erscheint der Begriff Schultheiß in verschiedenen Regionen (z. B. Sachsen) durch Richter verdrängt.
Ursprünglich wohl die Teilnahme an Landgerichten, die Einnahme von Steuern und Leistungen sowie verschiedene Aufsichtsrechte (u.U. noch zugleich für den Bereich mehrerer Dörfer und regional differenziert). Erkennbar seit dem 16.Jahrhundert wurden ihm durch die Landesherrschaft zunehmend Aufgaben aus der Dorf- und Gemeindeverwaltung übertragen, die ehemals von den eigentlichen Amtsträgern der Nachbarschaft (Heimbürge) erfüllt wurden. Damit schwand der Dualismus zwischen herrschaftlichen und genossenschaftlichen Amtsträgern (vgl. Baumeister). Aus der Rechtspflege war der Schultheiß damit weitgehend herausgelöst.
Als Schulze wurde im 17./19. Jahrhundert weitgehend der Dorfvorsteher im Sinne des späteren Bürgermeisters.-
Schütte
Erdwall. Erdwall an der Innenseite der Ringmauer (Rempart) zum Auffahren der Geschütze und als Mauerverstärkung gegen direkten Beschuss.
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Schwa
Unbetonter e-Laut in Nebensilben. z. B. e in Nase, Tische, Gesang, Belag; phonetisches Zeichen: [ə].
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Schwa
unbetonter e-Laut. Der Murmellaut tritt im Deutschen v.a. in den Endsilben -e und -er auf, z.B. Lieder, viele.
In der Lautschrift wird der Murmellaut folgendermaßen verschriftlicht: [ə]
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Schwedenschanze
Befestigung. Feldbefestigungen der Schweden im Dreißigjährigen Krieg. Teilweise werden auch Befestigungsspuren im Gelände, die keinen gesicherten Ursprung haben, als Schwedenschanzen bezeichnet.
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Schwertfeger
Handwerksberuf. Das Handwerk der Schwertfeger ist seit dem 12. Jahrhundert zu finden und die Aufgabe derselben war es, das Schwert oder die Klinge des Schwertes zu polieren und blankzuschleifen.
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Schwertleite
Im Deutschen Reich übliche Form der Rittererhebung. Ursprünglich wurden die Edelknechte durch die sog. Schwertleite zum Ritter ernannt. Die Zeremonie der Schwertleite ist zwar erst seit Mitte des 12. Jahrhunderts bekannt, wird aber mit Sicherheit schon früher praktiziert worden sein.
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Schwertmagen
Näheres zu diesem Begriff finden Sie unter dem Stichwort "Agnaten"
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Scriptorium
Schreibstube. Mittelalterliche Schreibstube (lat. scriptorium) bzw. Schreibwerkstatt. Die meisten Handschriften entstanden in klösterlichen Scriptorien. Im Frühen Mittelalter unterhielten Klöster und Kathedralen Skriptorien, im Hohen und Späten Mittelalter sind neben den Zisterziensern und den reformierten Orden vor allem die Universitäten Träger der Buchproduktion. Außerhalb dieser Institutionen betreiben dann auch Laien Schreibwerkstätten. Die Herstellung eines Buches umfaßt eine Vielzahl von Arbeitsgängen. Im Skriptorium selbst werden die Beschreibstoffe eingerichtet und anschließend arbeitsteilig beschriftet: Neben den Schreibern, die den Text ausführen, sind Fachleute für Rubriken, Initialen und Illustrationen zuständig, ein Korrektor kann die Abschrift kontrollieren. Das Personal eines Skriptoriums pflegt und tradiert oft über längere Zeit spezielle Usancen und Schreibstile. So kann mit Skriptorium auch in einem übertragenen Sinn eine Schreibschule bezeichnet werden. Die Kenntnis dieser Gepflogenheiten erleichtert die Lokalisierung und Datierung von undatierten Handschriften.
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Seccomalerei
Wandmalerei, die auf trockenem Putz ausgeführt wird.
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Sedisvakanz
Erledigung eines Bistums. Eine regelrechte, z.B. durch den Tod des Inhabers, erfolgte Erledigung eines Bistums (auch des päpstlichen Stuhls) nennt man Sedisvakanz, auch die Dauer der Erledigung. Bei Eintritt der Sedisvakanz erlöschen bestimmte Ämter und Befugnisse, die Rgeierung des Bistums geht an das Domkapitel (an den päpstlichen Stuhl) bis der Amtsnachfolger rechtmäßig eingesetzt ist.
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Seitenschiff
Kirchenraum. Die Räume einer Kirche, die, durch eine Stützenreihe getrennt, seitlich des Mittelschiffes verlaufen.
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Semantik
Wortbedeutungslehre. In der Semantik wird die Bedeutung von einfachen und komplexen Wörtern (lexikalische Semantik) sowie Phrasen und ganzen Sätzen (Satzsemantik) erforscht. Die historische Semantik untersucht den Bedeutungswandel.
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Semantisch
Den Inhalt/die Bedeutung betreffend. s. Semantik.
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Serviten
Mönchsorden und Laiengemeinschaft. Der "Ordo Servorum Mariae" (OSM), der "Orden der Diener der Maria" hatte seine Anfänge 1233, als sich in Florenz sieben Kaufleute zusammenschlossen, die ihr Leben in den Dienst Gottes und der Menschen stellen wollten. Das Evangelium in geschwisterlicher Gemeinschaft leben und - angeregt vom Leitbild der Maria - Gott und den Menschen zu dienen, war ihr Ziel. Gemeinsam zogen sie 1241 auf den Berg Senario, wo sie ein Leben in strenger Buße und Abgeschiedenheit führten und 1245 die Mönchsregel vom Augustinus annahmen. 1250 begannen einige der Brüder im aktiven Seelsorgedienst in Florenz mitzuarbeiten, nun verbreiteten sich die "Diener Mariens", die "Serviten", rasch über Italien, Frankreich und Deutschland.
Schon bald zog es auch Laien in den Umkreis der Klöster des Servitenordens, die an der Frömmigkeit und dem Leben der Serviten teilenhaben wollten. Offiziell wurde der "Dritte Orden" der Serviten 1424 durch Papst Martin V. anerkannt; dabei wurden die Vorschriften erlassen, die bis 1925 die Regel des Dritten Ordens bildeten; seit 1982 gibt es neue "Lebensregeln" für diese nunmehr als Laiengemeinschaft bezeichnete Verbindung. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erlebte der Orden seine zahlenmässig stärkste Verbreitung. Zum Ende des Jahrhunderts setzen jedoch in ganz Europa starke Unterdrückungsmaßnahmen ein, durch die Säkularisation Napoleons verschwindet der Orden ein zweites Mal aus Deutschland, nachdem ale deutschen Klöster schon in der Reformation aufgelöst worden waren 1954 wurde der Orden in Deutschland wieder gegründet. Heute leben Serviten in mehr als 30 Länden in allen Kontinenten.
Die Gemeinschaft, besteht aus Laien, Weltpriestern und Diakonen, die ihr Leben nach dem Geist des Servitenordens und deren Gründer ausrichten. Die Gestalt der Maria zu Füßen des Kreuzes Jesu bietet bei diesem Diensteinsatz das Leitbild
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Servitium
Dienst. Servitium (Dienst) war ursprünglich jede Leistung, die man seinem Herrn schuldete, vor allem die Fronden und Naturallieferungen der Hörigen und Unfreien, je nach Art der Leistung oder der nach dem Herrn benannt, z.B. Grunddienst, Küchendienst. Servitium bildete daher den Gegensatz zur Vollfreiheit. Als sich immer mehr Freie durch Autotradition und Kommendation in Abhängigkeit begaben, wurden auch ihre Leistungen Servitium genannt. Im engeren Sinne hieß vor allem der Lehensdienst Servitium, während man den Dienst der Beamten, besonders auch der Hofbeamten "officium" und die Fronden "opera" nannte, ohne dass aber Servitium im weiteren Sinne für alle Leistungen ungebräuchlich geworden wäre.
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Sester
Altes Maß. Maß für Roggen, Salz und Eier. Der Sester (von sextarius) kennzeichnete im weiteren Einzugsbereich von Bingen Getreidemaße der Größenordnung 4 bis 5 Liter. 4 Sester machten 1 Simmer, 8 Simmer 1 Malter aus.
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Sesterz
Alte Münze. Das lateinische Wort sestertius ist zusammengesetzt aus se (= semi, "halb") und tertius ("der dritte"), mit der Bedeutung, der dritte ist halb. Die altrömische Münze hatte einen Wert von 2 1/2 → As.
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Setzschild
Schwerer Belagerungsschild. Als Setzschilde bezeichnet man besonders große Exemplare, die mit einer Stützstange aufgestellt wurden und über Gucklöcher und Schießscharten verfügten. Solche Großschilde boten mehreren Armbrustschützen und Kriegern mit Handbüchsen gute Schussmöglichkeiten aus sicherer Deckung. Deshalb wurden Setzschilde bei Burgbelagerungen häufig eingesetzt.
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Sext
Klösterliches Stundengebet. Die Klosterinsassen sangen zu den verschiedenen Zeiten des Tages Stundengebete, die den Tag gliederten. Sext war das Gebet zur sechsten Stunde der früheren Zeiteinteilung (zur Mittagszeit).
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Sickerschacht
Niedriger Brunnenschacht zum Sammeln von Sickerwasser. Es gab grundsätzlich zwei Arten von Brunnen: den Sickerschacht und den Sodbrunnen.
Sickerschächte waren, im Gegensatz zu Grundwasser ziehenden Brunnen, nur etwa zwei bis vier Meter tief und mit Steinen oder Holz verkleidet. In ihnen sammelte sich das Sickerwasser der feuchten Erd- und Geröllschichten. Sickerschächte gab es vor allem in den Niederungsburgen. Auf den Höhenburgen kommen sie kaum vor, allenfalls kann man Sickerschächte im Bereich der landwirtschaftlichen Höfe am Fuß des Burgberges finden.
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Signaltürme
Römisch = speculae, Grenztürme, meist Holz-, seltener Steinbauten mit oberem Umgang und flachem Zeltdach in einer Palisade.
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Simplex
Das einfache, nicht abgeleitete/zusammengesetzte Wort. z. B. Sonne; Haus; Baum. Simplizia können als Ausgangsbasis für neue Wortbildungen genutzt werden (Sonne-nschein, sonn-ig, sonn-en).
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Simplizia
Plural von Simplex; einfache, nicht abgeleitete/zusammengesetzte Wörter. z. B. Sonne; Haus; Baum. Simplizia (Sg.: Simplex) können als Ausgangsbasis für neue Wortbildungen genutzt werden (Sonne-nschein, sonn-ig, sonn-en).
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Simultaneum
Simultankirche. Die Reformation führte dazu, dass in Rheinhessen die mainzisch dominierten Orte katholisch blieben, die pfalzgräflichen Orte dagegen den "neuen Glauben" annahmen. In solchen Orten, in denen dank Doppelherrschaft beide Konfessionen vertreten aber nur eine Kirche vorhanden war, wurde das sog. Simultaneum eingeführt: Alles kirchliche Eigentum gehört den Konfessionen gemeinsam, wird gemeinsam verwaltet und gemeinsam genutzt. Was gut gemeint und der Zeit weit voraus war, führte in der Realität oft zu jahrhundertelangen und stellenweise kuriosen Streitigkeiten. Häufig gingen Zwist und Hader um das Recht, jeweils bestimmte Teile des (durch Schranken getrennten) Kirchraums zu nutzen. Meist "gehörten" Chor und Apsis den Katholiken, das Kirchenschiff den Reformierten, Protestanten. In Rheinhessen gab es zahlreiche gemeinsam genutzte Kirchen. Die Simultaneen wurden im 20. Jahrhundert bis auf wenige Ausnahmen aufgehoben.
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Skapulier
Teil des Ordensgewandes. Skapulier nennt man den Überwurf über das eigentliche Ordensgewand. Es besteht aus zwei bis fast bis zum Boden reichenden Tüchern auf Rücken und Brust.
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Söller
Balkonartige Anbau (auch Altan). Von lat. altus, "hoch". Bezeichnung für einen balkonartigen Anbau. Zum Unterschied vom Balkon wird der Altan von einem darunter liegenden Gebäudeteil oder von Säulen, Konsolen bzw. Pfeilern getragen. Er ist mit oder ohne Dach zu finden. (Synonym für Altan).
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Spanne
Altes Längenmaß. Man unterscheidet zwischen großer und kleiner Spanne. Die kleine Spanne ist der Abstand zwischen Daumen und Zeigefingerspitze bei gespreizten Fingern (etwa 15 cm). Die große Spanne ist der Abstand zwischen dem auseinander gespreizten Daumen und kleinen Finger. Sie betrug 8 bis 10 Zoll.
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Spirans
Reibelaut. Konsonant, bei dessen Produktion in der Mundhöhle oder im Rachen eine Enge gebildet wird, so dass der Luftstrom ein Reibegeräusch erzeugt, z. B. f, w, s, ch, sch.
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Spirantisierung
Entwicklung einer Spirans aus einem Verschlusslaut. Bsp.: westgermanisch maken > althochdeutsch machen. Für weitere Informationen s. Spirans, s. Verschlusslaut.
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Spitzbogen
Architektonisches Element. Ein Bogen, der aus zwei Kreisen gebildet ist, die sich in einer Spitze treffen; er ist das am besten erkennbare Merkmal des gotischen Baustiles.
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Spolienrecht
Nachlassrecht. Der Anspruch auf den Nachlass eines Geistlichen, insbesondere eines Bischofs wurde im Mittelalter von den Königen, Patronen und Machthabern ausgeübt, im 14. Jahrhundert auch vom Papst. In späterer Zeit zahlten die Geistlichen nur noch den Exuvientaler.
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Sporenwacht
Die Nacht vor der Schwertleite des angehenden Ritters (auch Waffenwacht). Siehe Waffenwacht.
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Sprachgeographie
Teildisziplin der Sprachwissenschaft, die die räumlichen Verteilung sprachlicher Ausdrücke erforscht. Die Sprach- oder auch Dialektgeographie ist eine Teildisziplin der Dialektologie und untersucht die geographische Verbreitung verschiedener sprachlicher Formen. Dabei können z. B. ganze Wörter (im Moselfränkischen sagt man Junge, im Rheinfränkischen dagegen Bube), aber auch einzelne Laute (im Moselfränkischen sagt man dat, im Rheinfränkischen das) unter die Lupe genommen werden. Die Ergebnisse sprachgeographischer Untersuchungen können in sog. Sprachatlanten festgehalten werden. Beispiele dafür sind der auf Regionalgeschichte.net veröffentlichte Kleine linksrheinische Dialektatlas, der Wortatlas für Rheinhessen, Saar und Saarpfalz sowie der Laut- und Wortatlas Rheinhessen.
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sprachgeographisch
die Sprachgeographie betreffend. -
Sprachinsel
Sprachgebiet, das inmitten eines oder mehrerer anderer Sprachgebiete liegt, die mit der Sprachinsel in keinem sprachgenetischen Zusammenhang stehen. Dabei kann es sich um Sprachen (z.B. deutsche Sprachinsel in Siebenbürgen (Rumänien)) aber auch einzelne dialektale Varianten eines Wortes handeln (im Sprachgebiet herrscht Variante A vor – in einem kleinen, in sich geschlossenen Teil des Sprachgebiets kommt aber auch die Variante B vor). Oft entstehen solche Sprachinseln durch Migrationsbewegungen, welche den fehlenden sprachgenetischen Zusammenhang mit denen die Sprachinsel umgebenden Gebieten erklären.
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Sprachökonomie
Ersetzung komplexer sprachlicher Formen durch einfachere. Tendenz der Sprecher:innen, sich das Sprechen möglichst zu vereinfachen.
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sprachsozial
Soziale Eigenschaften von Sprechenden betreffend. Der Begriff sprachsozial geht von der Annahme aus, dass in verschiedenen sozialen Milieus unterschiedlich gesprochen wird (auf dem Land spricht man z.B. noch eher Dialekt als in der Stadt, Jugendliche bedienen sich im Gegensatz zu Erwachsenen der Jugendsprache).
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Sprossvokal
Zur Erleichterung der Aussprache eingeschobener Vokal. Gerade wenn in einem Wort viele Konsonanten gehäuft vorkommen, wird umgangssprachlich manchmal ein Schwa-Laut [ə] eingefügt, z.B. du darfst > du dar[ə]fst. Die geänderte Silbenstruktur erleichtert die Aussprache.
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Stab (Längenmaß)
ca. 113-120 cm. Der Stab ist ein von der Elle abgeleitetes Maß.
* Leipzig: 1 Stab = 2 Ellen = 113 cm
* Preußen: 1 Stab = 1 3/4 Elle = 117 cm
* Schweiz: 1 Stab = 2 Ellen = 120 cm-
Stabwerk
Architektonisches Element. Die aus einzelnen Teilen (Stäben) gefertigten Maßwerkformen, die an Portalen, Fenstern, Brüstungen und auch im Bereich des Altarbaus seit gotischer Zeit benutzt werden.
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Stadion
Antikes Längemaß. Das Stadion ist ein antikes Längenmaß. Seine Länge richtet sich nach der Laufbahn der am Ort befindlichen Wettkampfstätte. Sie betrug zwischen 164 und 192 m. Das Olympische Stadion umfasste 600 Fuß (etwa 192 m). Das persische und das ägyptische Stadion waren mit einer Länge von 264 m bzw. 210 m beträchtlich länger.
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Stadtadel
Geadelte Patrizier. Die Patrizier, die im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts als Adel anerkannt wurden und fortan zum niederen Adel zählten.
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Städtebund
Vereinigung von Städten. Als Beispiel dient hier der Rheinische Städtebund:
Angesichts der unsicheren Zeiten zu Ende der Stauferherrschaft und während des Interregnums schlossen verschiedene Städte, Bischöfe, Grafen und Herren ein Schutzbündnis, das "eine neue Form des Landfriedens" anstrebte. Im Frühjahr 1254 bildeten zunächst die Städte Mainz, Worms, Oppenheim und Bingen einen Bund. Diesem Bund war ein Städtevertrag zwischen Mainz und Worms vorangegangen. Im Juli 1254 wurde dann in Mainz die Große Vereinigungsbund geschlossen, dem sich auch Köln, Worms, Speyer, Straßburg und Basel anschlossen. Ziel des Bundes war die Abschaffung der unrechtmäßigen Zölle und der Abschluss eines 10-jährigen allgemeinen Friedens. Allen Friedensbrechern wurde der Kampf angesagt, ein Schiedgericht sollte sich allen Streitigkeiten annehmen. Auf dem zweiten Bundestag in Worms im Oktober 1254 wurden weitere Mitglieder gewonnen; eine schlagkräftige Organisation bildete sich heraus. Bundesorgang war die Bundesversammlung, die vier mal jährlich zusammenkam. Mainz und Worms fungierten als Vororte des Bundes, auf dem Rhein sollte eine mächtige Kriegsflotte unterhalten werden. Im Jahr 1256 erreicht der Bund die größte Ausdehnung. Das Gebiet reichte von Basel bis Bremen und von Aachen bis Regensburg. Nach dem Tod des Interregnumskönigs Wilhelm von Holland im Januar 1256 beschloss der Bund den Schutz des Königsgutes und kam überein, nur einen einhellig gewählten König anzuerkennen. Als es dann 1257 zur Doppelwahl kam, Alfons X. von Kastilien (1257-1274 ) und Richard von Cornwall (1257-1272 ) regierten gleichzeitig, brach der Bund schnell auseinander.
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Stadtfriede
Grundlage der sozialen Ordnung in der Stadt. (Burgfriede, ewiger Marktfriede, Freiheit, Weichfriede, pax civitatis, pax urbana) der aus dem Marktfrieden hervorgegangene Friede einer Stadt, der i. d. R. innerhalb der Stadtmark galt; diese wurde daher ebenfalls Stadtfriede genannt, doch bezeichneten diese Ausdrücke u. U. in derselben Stadt verschiedene Gebiete, wenn sich Stadtmark und Sprengel des Stadtgerichts nicht deckten. Ein Stadtfriede war auch der im Mittelalter manchmal von Päpsten einer Stadt gewährte St. Petersfriede, der einem Gottesfrieden gleichkam.
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Stadtgericht
Jurisdiktion in Städten. (Burgding, Burggericht) Gericht für den Bezirk einer Stadt als Immunität, erst in nachfränk. Zeit entstanden, für alle in der Stadt Angesessenen, als Marktgericht auch für Fremde zuständig. In älterer Zeit gab es meist zwei Stadtgerichte unter zwei Stadtrichtern, dem Vogt und dem Schultheißen, die später i. d. R. in eines zusammengezogen wurden. Da aber seit dem 13. Jh. der Stadtrat an Stelle des Stadtherrn als Gerichtsherr getreten war, so waren nunmehr die einzigen S. meist nur für Zivil- und niedere Strafsachen zuständig (weshalb sie häufig Niedergerichte hießen), während die hohe Gerichtsbarkeit dem Vogt, später auch manchmal dem Stadtrat vorbehalten blieb, der daher auch Obergericht hieß.
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Stadtherr
Rechtliches Oberhaupt über eine Stadt. Im deutschen Mittelalter derjenige, dem vom König die obrigkeitliche Gewalt über die Siedlung verliehen war. Der Stadtherr hatte vor allem das Marktrecht, er war Marktherr, daher hatte er stets Zoll- und Münzhoheit. Außerdem besaß er den Burgbann und überhaupt den Bann im Ort. Die hohe Gerichtsbarkeit besaß er nicht immer, stets dagegen die niedere. Seit dem 11. Jahrhundert gelang es den Städten allmählich, ein Recht des Stadtherrn nach dem anderen teils durch Vertrag, teils durch Gewalt an sich zu ziehen.
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Stadtrat
Politisches Organ der bürgerlichen Selbstverwaltung. (Magistrat, Rat, Senat, consilium (civitatis), consitorium civitatis)
In den deutsche Städten seit Ende des 12. Jahrhunderts Organ der Bürgerschaft zur Selbstverwaltung, auf sehr verschiedene Art; vielfach aus Ausschüssen, die für Steuern, Befestigungswesen, Landfrieden und dergleichen vom Stadtherrn gebildet worden waren, entstanden. Wo Schöffen vorhanden waren, wurden häufig diese zum Stadtrat, oder sie traten in ihn ein, wobei sie öfters eine besondere Schöffenbank bildeten. In den später gegründeten Städten wurde ein Stadtrat von vorneherein durch die Gründungsurkunde eingesetzt. Er verdrängte allnmählich den Stadtherrn, trat an seine Stelle und wurde zum wesentlichen Merkmal der Stadt im Rechtssinne.
Seine Mitglieder wurden gewählt, vielfach in sehr komplizierten indirekten Wahlverfahren, meist auf ein Jahr. Ihre Zahl war sehr verschieden, häufig verhältnismäßig klein. Während zuerst nur die Patrizier in den Stadtrat (Geschlechterrat) wählbar waren (Ratsfähigkeit), erlangten im 14. und 15. Jahgrhundert auch die Zünfte, wenn auch vielfach nur zeitweise, den Zutritt. Dabei bildeten sie häufig einen besonderen zweiten Rat (Ganzer rat, Geheimer Rat, Großer Rat, Junger Rat, Rat der Gemeinde), während der ursprüngliche als Enger(er) Rat (Älterer Rat, Innerer Rat, Kleiner Rat, Oberbank, Privatrat) weiterbestand. Doch erfolgte diese Scheidung in vielen Städten schon vor der Zunftbewegung und der Große Rat bestand dann ursprünglich ebenfalls aus Patriziern.
Im allgemeinen führte der Kleine Rat die eigentliche Verwaltung und die laufende Geschäfte, während der Große Rat mehr einen Bürgerausschuss darstellte, aus dem er vielfach hervorging und von dem er sich nicht immer scharf trennen läßt. Im einzelnen waren die Kompetenzen fast in jeder Stadt verschieden, und neben den beiden üblichen Räten bestanden häufig noch andere, vor allem ein geschäftsführender Ausschuss, häufig dem Kleinen Rat entnommen. Diese Geheimen Räte hatten vor allem auch die auswärtigen Angelegenheiten zu besorgen. Öfters rissen sie die gesamte Regierungsgewalt an sich, zumal, wenn sie lebenslänglich waren. Den Vorsitz im Stadtrat führte meist der Bürgermeister, manchmal ein besonderer Stadtredner.
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Stammvokal
Vokal des Wortstamms z.B. das erste e in helfen oder a in lachen. Für weitere Informationen s. Wortstamm.
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Standarddeutsch
Das in Schreibung, Aussprache und Grammatik normierte und überrregional- sowie allgemeingültige Deutsch. s. Standardsprache.
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Standardsprache
In Schreibung, Aussprache und Grammatik normierte, allgemeingültige überregionale Sprachform. Die in Schreibung (Orthographie), Aussprache und Grammatik normierte, allgemeingültige (Schule, Massenmedien) überregionale Sprachform (auch: Einheitssprache, Hochsprache).
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Standarmbrust
Schusswaffe. Standarmbrüste wurden häufig zur Verteidigung belagerter Burgen auf den Mauern und Türmen aufgestellt. Sie konnten verschiedene Formen haben. Wenngleich das Schußprinzip immer gleich blieb, führten ihre verschiedenen Bau- und Verwendungsarten zu unterschiedlichen Benennungen: So tauchen Standarmbrüste auch unter den Bezeichnungen Bank-, Wall-, Wipp-, Wind-, Flaschenzug- oder Turmarmbrust auf. Waren sie auf einem zweirädrigen Wagen angebracht, nannte man sie auch Karrenarmbrust (Ribald, Spingarde, Wagenarmbrust).
Im 16. Jahrhundert kam es zur Entwicklung riesiger Armbrüste mit teilweise bis zu drei Stahlbögen. Beispielsweise konstruierte Leonardo da Vinci (1452-1519) eine riesige Armbrust, deren Bogen allein 24 Meter Länge aufwies. Eine solche Vorrichtung war aber mit der mittelalterlichen Technik nicht herzustellen
Näheres zu diesem Begriff finden Sie unter dem Stichwort Belagerungsmaschinen.
(Text: Stefan Grathoff)
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Staufer
Schwäbisches Adelsgeschlecht, das mehrere Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und Könige von Sizilien stellte. Schwäbisches Adels- und Königsgeschlecht. Der Name leitet sich von ihrer Stammburg, der Burg Hohenstaufen, ab. Der Aufstieg der Familie begann 1079, als Friedrich I. von Kaiser Heinrich IV. zum Herzog von Schwaben ernannt wurde und des Kaisers Tochter Agnes heiratete. Nach dem Aussterben der Salier mit Heinrich V. 1125 wurde gegen die Ansprüche Herzog Friedrichs II. auf die Nachfolge im Königtum Lothar III. von Supplinburg zum König gewählt; zwei Jahre später stellten einige Fürsten Konrad III., Sohn Herzog Friedrichs I. und Bruder Friedrichs II., als Gegenkönig gegen Lothar und seine welfische Partei auf. Damit begann der lang andauernde, zeitweise die Politik im Reich bestimmende welfisch-staufische Gegensatz. Nach Lothars Tod wurde Konrad III. 1138 zum König gewählt. Unter seinen Nachfolgern Friedrich I. Barbarossa und Heinrich VI., durch den Sizilien in staufischen Besitz kam, erreichten die Staufer den Höhepunkt ihrer Macht. Unter Friedrich II., Kaiser sowie König von Sizilien und von Jerusalem, verlagerte sich das Zentrum der staufischen Macht nach Süditalien, während im Reich das staufische Königtum an Durchsetzungskraft verlor. Weitere Herrscher aus dem staufischen Haus waren Philipp von Schwaben, der sich 1198 zum König wählen ließ, um die Krone den Staufern und seinem minderjährigen Neffen Friedrich II. zu erhalten, Friedrichs II. Söhne Konrad IV., römischer König und König von Sizilien und Jerusalem, und Manfred, ebenfalls König von Sizilien, sowie Friedrichs II. Enkel Konradin, Herzog von Schwaben. Mit dem Tod von Enzio, König von Sardinien und unehelicher Sohn Friedrichs II., erlosch 1272 die Dynastie der Staufer.
Obwohl die Staufer im Kampf gegen die oberitalienischen Städte und die deutschen Herzöge (unter Führung der Welfen) nur zeitweilig die volle Königsgewalt herstellen konnten, bedeutete ihre Herrschaft den Höhenpunkt der deutschen Kaisergeschichte, der in Kultur und Politik tiefe Wirkungen hinterließ.
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Staurothek
Näheres zu diesem Begriff finden Sie unter dem Stichwort Reliquiar.
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Stechen
Turnierbegriff. Im späten 14. Jahrhundert wurde die traditionelle Form des Tjostes von zwei Kampfarten abgelöst: dem sog. Stechen mit stumpfer bzw. dem Rennen mit scharfer Lanze. Das Stechen mit stumpfer Lanze entsprach am ehesten der alten Tjost. Es erfreute sich großer Beliebtheit, da es weniger anstrengend und vor allem ungefährlicher war. Das Scharfrennen stellt dagegen den Versuch dar, die Tjost wieder riskanter und spannender zu machen. Doch auch der Stoß mit scharfer Lanze war nach der Einführung des Plattenharnischs nicht unbedingt lebensgefährlich. Trotz der scharfen Waffen ging es auch hier weniger darum, den Gegner zu verletzten und vom Pferd zu stechen, sondern einen kleinen Rundschild, die sog. Renntartsche, zu treffen bzw. abzureißen. Diese bestand aus Linden- oder Birkenholz und war im Brustbereich an der Turnierrüstung befestigt.
Beim sog. Geschift-Tartschenrennen war die Tartsche so konstruiert, dass sie in mehrere Stücke zersplitterte, wenn sie von der gegnerischen Lanze getroffen wurde.
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Steigbügel
Fußstütze für Reiter. Im 9. und 10. Jahrhundert wurden im Abendland Steigbügel, Sattel, Zaumzeug und mit Nägeln befestigte Hufeisen eingeführt. Die Steigbügel der Ritter unterschieden sich in ihrer Art nicht wesentlich von den heutigen. Sie hatten die gleiche Form und waren ebenfalls mit Riemen am Sattel befestigt. Bis ins 12. Jahrhundert hinein saß der Ritter auf einem flachen Sattel. Als die Lanze für den Ritterkampf immer wichtiger wurde, musste man dem Reiter für den Lanzenstoß einen besseren Halt verschaffen. Deshalb fügte man hinten einen metallverstärkten Sattelbogen und vorne einen Knauf hinzu. Der Sattel wurde von zwei Bauchriemen (darmgürtel) sowie einem Brustriemen (vürbüerge) und einem Oberriemen (surzengel) gehalten. Der Brustriemen war besonders wichtig, denn er verhinderte, dass der Sattel beim Lanzenstoß nach hinten wegrutschte. Sporen waren bereits in der Antike bekannt. Im Mittelalter mussten sich die Ritter "ihre Sporen erst verdienen", die sie beim Ritterschlag (Schwertleite) feierlich überreicht bekamen. Es gab Radsporen und Stachelsporen. Das Zaumzeug mit Stangentrense unterschied sich ebenfalls kaum von dem heute noch üblichen.
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Steigzeug
Belagerungsgerät. Eine Sturmleiter ist das älteste und einfachste Mittel, um die Mauerkrone einer belagerten Burg einzunehmen. Sie taucht in ägyptischen Fresken des Alten Reiches ebenso häufig auf wie in neu-assyrischen Darstellungen. Auch Griechen und Römer haben verschiedene Arten von Steighilfen benutzt. Die zusammenlegbaren Strickleitern ließen sich gut transportieren, die hölzernen Leitern an Ort und Stelle schnell zusammenzimmern. Mittelalterliche Sturmleitern waren meist aus Holz gefertigt, entweder als starre oder als zusammensteckbare Konstruktion, es gab aber auch aufrollbare Leitern nach dem Strickleiterprinzip.
In den mittelalterlichen Kriegsbüchern werden teilweise abenteuerliche Konstruktionen von Sturmleitern erwähnt, etwa in Gestalt von vielgliederigen Scherenleitern, die in der abgebildeten Form schwerlich jemals praktische Anwendung gefunden haben können. In ihrem um 1409 geschriebenen Livre des faits d'armes et de chevalerie empfiehlt Christine de Pisan (1365-1430?) für eine Belagerung zahlreiche doppelte Leitern mit vier Sprossenreihen, um vier Kriegern zugleich den Aufstieg zu ermöglichen. Die Konstruktion, teilweise bis 40 Fuß hoch, soll auf Rollen an die Mauer geschoben worden sein.
Fast alle Arten von Sturmleitern besaßen am oberen Ende krallenartige Eisenhaken, die man auf der Mauerkrone einhakte. Bei Strickleitern nahm man dazu lange Stangen zu Hilfe.
Näheres zu diesem Begriff finden Sie unter dem Stichwort Belagerungsmaschinen.
(Text: Stefan Grathoff)
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Steinbombe
Die Steinbombe des 14. und 15. Jahrhunderts war ein typisches Geschoss der großen Steinbüchse.
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Steinbüchse
Frühe Feuerwaffe. Dieses älteste der mittelalterlichen Belagerungsgeschütze wurde in verschiedenen Größen mit unterschiedlicher Lafettierung erbaut. Wie der Name schon sagt, wurden aus den Steinbüchsen große Steinkugeln abgefeuert, manche mit einem Durchmesser bis zu 80 cm. Das Gewicht der Kugeln konnte zwischen 50 und 450 Pfund betragen.
Anfangs wurden Steinbüchsen in der sog. Stab-Ring-Technik hergestellt, d.h. von Ringen umklammerte aneinander geschmiedete Bandeisen. Ende des 14. Jahrhunderts ging man dazu über, Steinbüchsen aus Bronze zu gießen. Die Steinbüchse war ein Frontlader. Der vordere Teil bestand aus einem dicken Rohr (Flug), der hintere Teil aus der im Durchmesser kleineren Kammer für die Pulverladung. Am oberen Ende dieser Kammer befand sich das Zündloch.
Weitere Informationen erhalten sie unter dem Stichwort "Geschütze".
(Text: Stefan Grathoff)
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Steinburg
Befestigte Burg aus Steinen (im Gegensatz zur Holzburg). Als um etwa 450 n. Chr. die Franken und Alemannen in die ehemals römischen Gebiete einwanderten, konnten sie mit den aus Stein erbauten römischen Militärlagern, Stadtmauern, Häusern und Gutshöfen nicht viel anfangen.
Sie waren es gewohnt, in einer bäuerlich, ländlichen Umgebung zu leben und kamen nicht auf den Gedanken, die römischen Bauten zu Wohnzwecken zu nutzen. Sie errichteten ihre Holzhäuser aber in der Nähe der römischen Ruinen, da sie hier eine erschlossene Kultur- und Wirtschaftslandschaft vorfanden, die sie unter den Pflug nehmen konnten.
Schon in der karolingischen Epoche (751-814) wurden die Königspfalzen und etliche Kirchen in Steinbauweise errichtet. Von einigen römischen Bauten einmal abgesehen waren städtische Wohnhäuser aus Stein bis weit in das 12. Jahrhundert hinein eine absolute Rarität. Auch im Befestigungswesen herrschten bis in diese Zeit Holz-Erdkonstruktionen vor. Dies galt sowohl für die alten Ringwälle und Fluchtburgen als auch für die frühen Adelsburgen, die längst nicht alle aus Stein bestanden. Viele der anfänglich in traditioneller Bauweise errichteten Holz-Erde-Anlagen wurden erst im Laufe der Zeit durch Steinbauelemente ergänzt und schließlich ganz durch Steinkonstruktionen ersetzt.
Die Entwicklung vom Holz- zum Steinhaus vollzog sich ganz allmählich. Frühe Erwähnungen solcher Steinbauten auf Burgen sind um 960 das steinerne Haus der Burg Michelstadt, um 1000 die steinerne Ringmauer der Burg Hochelten/Niederrhein und um 1125 das steinerne Haus mit Turm der vom Bamberger Bischof Otto errichteten Burg Kronach.
Die Entwicklung von der Holz- zur Steinbauweise läßt sich besonders gut am Beispiel der Burganlagen Holtrop bei Bergheim und Husterknupp nachvollziehen.
Erst in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts begann sich der Steinburgenbau allgemein durchzusetzen. Doch auch im 13. Jahrhundert waren Holzburgen bzw. Steinburgen mit Wehrbauten aus Holz keine Seltenheit.
(Text: Stefan Grathoff)
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Steinmetz
Handwerksberuf. Die Steinmetze waren auf den mittelalterlichen Burgbaustellen die wichtigsten Handwerker. Innerhalb ihres Handwerks gab es eine Rangordnung. Während die Grobsteinmetze im Steinbruch nur einfache Grundformen anzufertigen hatten, mussten die Feinsteinmetze in der Lage sein, passgenaue Steine für Wände, Kuppeln und Gewölbe herzustellen.
Das wichtigste Arbeitsgerät der Steinmetze war die Spitz-Fleche, ein beilartiges Gerät, mit der sich die Steine in die gewünschte Form bringen ließen. Daneben gab es Hammer und Meißel (Schlageisen) sowie gegen Ende des 15. Jahrhunderts das Scharrier-Eisen, eine weiterentwickelte Form des Schlageisens. Weitere Hilfsmittel waren Winkel, Meßlatte, Reißnagel und Stechzirkel. Zuweilen benutzten Steinmetze auch Schablonen, die es ermöglichten, gleich große und gleich profilierte Steine mehrfach herzustellen. Steinmetze waren nicht fest angestellt, sondern wurden in Tage- oder Stücklohn beschäftigt. Die Steinmetzzeichen (siehe dort), die man heute noch an vielen Mauerquadern erkennen kann, sollen als Beleg ihrer geleisteten Arbeit gedient haben.
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Steinmetzzeichen
Steinmetzzeichen sind seit dem frühen 12. Jahrhundert nachweisbar. Steinmetzzeichen finden sich auf den behauenen Werkstücken, die im Mittelalter im Burgen- und Kirchenbau verwendet wurden. Sie wurden den Steinmetzen nach abgeschlossener Lehre verliehen und dienten in erster Linie als Beweis für die gelieferte Arbeit bzw. für die Lohnabrechnung. Vielleicht dienten sie auch als Beleg für die Fuhrleute, welche die Steine vom Steinbruch zur Baustelle gekarrt hatten. Die Steinmetzzeichen wurden nicht mehr verwendet, als sich im 18. Jahrhundert die Bauhütten und das Zunftwesen endgültig auflösten.
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Steinschlossgewehr
Handfeuerwaffe. Das Steinschloßgewehr ist eine Weiterentwicklung der Radschloßbüchse. Der härtere Feuerstein ersetzte nun das aus Stahl gefertigte Rad, während an die Stelle des Schwefelkieses feine Stahlspäne traten, die nun das Material für die Funken lieferten.
Weitere Informationen erhalten Sie unter dem Stichwort "Handfeuerwaffe".
(Text: Stefan Grathoff)
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Stift
Kanonikergemeinschaft. Stift bezeichnet im Mittelalter eine geistliche Korporation und ihre Kirche, wobei im weiteren Sinne auch monastische verfasste Kommunitäten (Regularkanoniker) so benannt werden. Außerdem wird das Bistum bzw. dessen weltliches Territorium und dessen Verwaltung Stift bzw. Hochstift genannt. Im engeren kirchenrechtlichen Sinn bezeichnet Stift sowohl ein Kollegium von Weltgeistlichen aller Weihegrade (Kanoniker) an einer Kirche (Kollegiatskirche) als auch eine Frauenkommunität (Kanonissen), die nicht nach einer Mönchsregel, sondern ohne Gelübde nach eigenen Ordnungen und aus dem Stiftungsvermögen ihrer Kirche leben. Vorrangige Aufgabe ist das gemeinsame Chorgebet sowie, bei den Männern, der feierliche Gottesdienst. Entstehen bzw. gegründet werden konnte ein Stift an jeder Kirche, die genügend Vermögen zum Unterhalt von mehreren Klerikern oder Kanonissen besaß (Pfründe).
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Stiftspfründe
Näheres zu diesem Begriff finden Sie unter dem Stichwort "Pfründe".
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Stilum veteris (Alter Stil)
Form der Zeitrechnung. Nach altem Stil. Damit wird meist (immer) die alte Zeitrechnung angesprochen, die seit der Gregorianischen Kalenderreform 1582 mit verschobenen Tages und Monats-Daten (10 bis 11 Tage Unterschied) im protestantischen Deutschland gebräuchlich war. Gegensatz: Neuer Stil, der 1700 auch von den deutschen Protestanten eingeführt wurde.
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Stipes
Altarblock. Näheres zu diesem Begriff finden Sie unter dem Stichwort Altar.
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Stolgebühren
Gebühren für die Verrichtung bestimmter kirchlicher Handlungen. Als Stolgebühren bezeichnet man Gebühren, die für bestimmte kirchliche Handlungen, zu der die priesterliche Stola angelegt wurde, wie die Taufe, die kirchliche Trauung und die kirchliche Begräbnisfeier verlangt wurden. Die Stolgebühren waren wichtiger Teil der Vergütung des Pfarrers an der Pfarrkirche.
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Stoßzeug
Belagerungsgerät. Unter Stoßzeug versteht man Rammen, mit denen Steine aus der Mauer gelöst und herausgebrochen werden konnten. Bevor man diese Mauerbrecher an die Burgmauer schieben konnte, musste der Burggraben verfüllt werden. Dazu schüttete man alle erdenklichen Materialien hinein, wie etwa Erde, Baumzweige, ausgerissene Gebüsche und andere Hölzer. War der Graben gefüllt, legte man Bohlen und Planken darüber. Erst dann konnte man die schweren Rammen an die Burgmauer schieben. Um das Tor anzugreifen, musste auch die von den Verteidigern hochgezogene Brücke mit Haken heruntergerissen werden. Unter den urtümlichen und sehr alten Belagerungswaffen wird im Mittelalter vor allem der [Widder] genannt, der auch als Tumm(e)ler oder Sturmbock bezeichnet wurde. In den Quellen tauchen weitere Geräte mit folgenden Bezeichnungen auf: Sau (scropha, porca, porcus, Soge), Fuchs (vulpes), Maulwurf (talpa), Krebs (cancer), Igel (erinaceus), Schildkröte (priapus), Tarant usw. Diese unterschiedlichen Namen bezeichnen offensichtlich die gleichen oder ähnliche Geräte. Die gepanzerten Tiere standen wohl Pate für die Rammen, die geschützt von fahrbaren Holzhütten [Deckzeug] am Fuß der Burgmauer eingesetzt wurden.
Näheres zu diesem Begriff finden Sie unter dem Stichwort Belagerungsmaschinen.
(Text: Stefan Grathoff)
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Strebbogen
Architektonisches Element. Ein steinerner Bogen, der sich oberhalb der Seitenschiffdächer von einem hochgemauerten Pfeiler aus durch die Luft schräg zur Mittelschiffwand emporschwingt. Die Strebebögen sollen die Schubkräfte des Gewölbes, die die Mittelschiffwand nach außen zu drücken drohen, und die auf dem Dach der Kirche lastenden Windkräfte sicher zum Boden ableiten.
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Strebepfeiler
Architektonisches Element. Ein der Wand vorgelegter Pfeiler, der sie an der Stelle, wo Gewölbekräfte angreifen, verstärken soll. Die Strebepfeiler gotischer Kirchen werden oft über die Seitenschiffwand hinaus geführt, um die Strebebögen aufzunehmen. Strebepfeiler und Strebebögen zusammen werden Strebesystem genannt.
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Streichwehr
Begriff aus dem Festungsbau. Verteidigungsanlage zur Bestreichung des Grabens, vorspringende Türme oder Erker.
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Stunde (Längenmaß)
Altes Längenmaß. Wir assoziieren mit der Stunde heute ein reines Zeitmaß. Bis ins 18. Jahrhundert wurde sie in Deutschland und Österreich auch als Längenmaß benutzt. Eine Stunde hatte 4500 bis 5000 m. Siehe auch → Wegstunde.
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Stundengebet
Klösterliche Gebete zu verschiedenen Stunden des Tages. Die Gemeinschaften von Klerikern und Mönchen hatten bis ins frühe Mittelalter hinein einen Kanon an regelmäßigen Gebeten im Laufe des Tages und des Kirchenjahres entwickelt. Seit der Karolingerzeit ist für die Weltgeistlichen die römische Ordnung und für die Mönche eine Ordnung nach den Vorgaben der Benediktregel entwickelt. Diese liturgischen Regeln kennen eine Hauptform für die regulären Gottesdienste und Andachten und eine Vielzahl von Nebenform für spezifische Heilige. Im Laufe des späten Mittelalters waren fast nur noch diese Nebenformen in Gebrauch. Das Programm beginnt am frühen Morgen mit der Matutin oder mit den Laudes und endet am Abend mit der Vesper. Die Matutin wird durch die Prim ergänzt, die Vesper durch die Komplet. Zur 3., 6. und 9. Tagesstunde gibt es die Terz, Sext, und die Non. Als mitternächtliche Feier waren die Vigilien angesetzt. Zentrales Element der Stundengebete waren Psalmenrezitationen. Daneben gehörten Lesungen, Wechselgesänge, Hymnen, Eröffnungsrufe und unterschiedliche Gebete dazu. Geprägt sind die Stundengebete von Gesang. Um den Überblick über die Texte und den Aufbau der einzelnen Stundengebete zu behalten, legte man seit dem 11. Jahrhundert Kurzfassungen, die sogenanten Breviere an.
(Text: online-paläographie)
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Sturmbock
Belagerungsgerät. Näheres zu diesem Begriff finden Sie unter dem Stichwort Belagerungsmaschinen.
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Sturmhaken
Belagerungsgerät. Bei einigen Rammen scheint der Kopf mehr Haken oder Gabel gewesen bzw. zangenartig gestaltet worden zu sein. Der Harpago war beispielsweise eine lange Stange mit einem Sturmhaken an der Spitze, mit dem die Angreifer versuchten, Zinnen und Mauerteile herunterzureißen. (Das indogermanische Wort harpe bezeichnet eine Klaue bzw. Kralle). Harpagos wurden vom Boden, vom Belagerungsturm oder von Hebebühnen aus eingesetzt.
Näheres zu diesem Begriff finden Sie unter dem Stichwort Belagerungsmaschinen.
(Text: Stefan Grathoff)
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Sturmleiter
Näheres zu diesem Begriff finden Sie unter dem Stichwort Belagerungsmaschinen.
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Suffix
Nachsilbe, die an das Ende des Wortstamms angehängt wird. z. B. -bar in brauchbar, -st in (du) sagst, -es in (des) Mannes.
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Suffraganbistum
Bistum, das der Aufsicht eines Erzbischofs unterstellt ist. Bistum, das selbständig durch einen Bischof verwaltet wird, aber als Teil einer Kirchenprovinz der Aufsicht eines Erzbischofs (Metropoliten) unterstellt ist.
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Sütterlin
Spezielle Handschrift des 20. Jahrhunderts. Eine nach ihrem Erfinder Ludwig Sütterlin benannte preußische Kunstschrift, die nur über eine gewisse Zeit in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts generell gelehrt und geschrieben wurde. Sie ist eine spezielle Form der deutschen Kurrentschrift.
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Swengel
Näheres zu diesem Begriff finden Sie unter dem Stichwort Belagerungsmaschinen
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Synode
Treffen von Geistlichen. Bezeichnet die Zusammenkünfte von kirchlichen Amtsträgern oder/und Laien zur Erörterung von Fragen des Glaubens und der Kirche. Es kann damit eine Zusammenkunft aller katholischen Bischöfe, eine auf ein bestimmtes Land begrenzte Bischofssynode oder eine Diözeseansynode gemeint sein.