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Zahndamm
Bereich direkt hinter der oberen Zahnreihe. der Bereich, der von der Zungenspitze berührt wird, wenn man [t] oder [d] sagt
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Zangenlöcher
Einkerbungen an Bauquadern zur Befestigung am Baukran. Vertiefungen an Steinquadern, in die sich Bauzangen verkannten konnten. So ließen sich die Quader mit dem Baukran hochziehen.
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Zehnt
Naturalabgabe an den Grund- oder Landesherren. Der Zehnt im Mittelalter ist eine auf dem Grund und Boden ruhende Abgabe, die in Form von Naturalien (später auch als Geldzahlung) an eine kirchliche Organisation, später vor allem an weltliche Instanzen, den Grundherrn, den Landesherrn oder den König zu zahlen war. Der Zehnt war zumeist festgelegte Abgabe, die unabhängig von der Erntemenge gefordert wurde. An Zehntarten sind vor allem der Große Zehnt (Getreide und Großvieh u.a.), der Kleine Zehnt (Obst, Gemüse, Kleinvieh u.a.), der Wein-, Heu- und Holzzehnt sowie der Neubruchzehnt (durch Rodung nutzbar gemachtes Land) besonders bekannt. Die Zehntabgaben waren Vorstufen der in der Neuzeit bekannten Grundstück- und Vermögenssteuer.
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Zelge
In der Dreifelderwirtschaft ein Teil der dreigeteilten Gesamtfläche. Näheres zu diesem Begriff finden Sie unter dem Stichwort "Schlag (Landwirtschaft)".
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Zentralisierung
Reduzierung eines Vokals durch Artikulation Auch: Vokalabschwächung; bei der Aussprache des Vokals bewegt sich die Zunge in den mittleren Mundbereich in Richtung Schwa-Laut [ə]. Vgl. die Aussprache des ersten e‘s in telefonieren und des e‘s in Rose.
In Rose liegt die abgeschwächte Form des Vokals e vor (Ros[ə]), in telefonieren dagegen die nicht-abgeschwächte (t[e]lefonieren).
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Ziborium
Steinerne Überdachung eines Altars oder Bezeichnung für ein Gefäß. Von griechisch "kiborion" = Gehäuse und lateinisch ciborium, "Becher" Als Ziborium bezeichnet man zunächst eine zeltförmige steinerne Überdachung eines Altars, einer Statue oder eines Sarkophags. Dann versteht man unter Ziborium auch nur den Deckel eines aus der Pyxis entwickelten Hostienbehälters. Der Gefäßtyp entstand, indem Pyxiden mit Standfuß, Schaft und einem meist kegelförmigen Deckel versehen wurden. Später übertrug man die Bezeichnung Ziborium auf das ganze kelchförmige Gefäß. So bezeichnet man heute mit Ziborium einen Hostienbehälter (siehe auch "Tabernakel"), der keinen Einblick in das Innere des Gefäßes gewährt. damit unterscheidet es sich von den als Schaugefäße ausgebildeten "Ostensorien" oder Monstranzen, die zum Teil aus Bergkristall und Glas bestehen.
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Zimier
Auf Turnierhelmen angebrachte Verzierung. Seit etwa 1200 brachten die Ritter kleine und große Figuren aus Stoff, Leder, Holz, Leinen oder Pergament oben auf ihren Topfhelmen an. Dieser Zimier oder Helmzier genannte Schmuck war abnehmbar und wurde erst kurz vor der Schlacht oder dem Turnierkampf aufgesteckt. Als Figurmotive wählte man Menschen und Tiere (besonders beliebt waren Drachen und Löwen sowie Fabeltiere), Pflanzen, Schiffe, Kronen, Hörner, Flügel u.a.. Mit dem Aufkommen der Kolbenturniere, bei dem die Ritter die Helmzier des Gegners abschlagen mussten, entstanden besonders phantasievolle, frei erfundene Formen. Zimierschmuck war später auch auf Stechhelmen sowie Spangen- und Bügelhelmen üblich.
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Zimmerleute (auf Burgen)
Am Bau einer Burg beteiligte Handwerker. In der Zeit der Holzburgen, die mit dem ausgehenden 12. Jahrhundert zu Ende ging, waren die Zimmerleute die wichtigsten Handwerker auf den Baustellen. Mit dem Aufkommen der Steinburgen gewannen die Steinmetzen und Steinmaurer immer mehr an Bedeutung, doch für die Zimmerleute blieb noch genügend zu tun. Sie stellten Palisadenzäune, Bauholz, Baugeräte und -gerüste her, sie fertigten Holzdecken, schlugen Dachstühle auf und zimmerten hölzerne Wehrgänge und Treppen. Außerdem waren sie für die vielfältigen Holzelemente des Innenausbaus verantwortlich, wie etwa Türen, Holzläden, Vertäfelungen, Holzdielen usw.
Das im Wald grob behauene Holz wurde auf der Baustelle mit dem Beschlagbeil zu Kant- oder Rundhölzern weiter verarbeitet. Stämme wurden gespalten oder mit langen Sägen zu Brettern und Bohlen zurechtgeschnitten. Zum Kürzen von Brettern verwendete man Handsägen (Stoßsägen oder Spannsägen). Mit dem Hobel, der Rauhbank oder dem Putzhobel glättete man letzte Unebenheiten. Mit dem Löffelbohrer oder der Stichsäge machte man die Löcher für die Verzapfungen und Holzdübel. Weitere Arbeitsgeräte der Zimmerleute waren Hammer (Klöpfel, Klipfel), Beitel (Stech- und Schlageisen bzw. Hohlmeißel), Kneifzange, Raspel und Feile, Stechzirkel, Winkelmaß und Streichmaß. Um 1320 wurden die ersten mechanischen Sägemühlen in Deutschland eingerichtet, was die Herstellung von Brettern und Kanthölzern wesentlich erleichterte. Nachdem die Zimmerleute den Dachstuhl aufgestellt hatten, rückten die Dachdecker mit Pfannen, Schindeln und Ziegel an.
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Zingel
Äußere Verteidgungsmauer. Mit Verteidigungseinrichtungen, wie Wehrgang, Zinnen und Scharten ausgerüstete starke Mauer rings um die ganze Burg. Sie wird auch Ring- oder Mantelmauer bzw. Bering genannt.
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Zionismus
Ideologie, welche einen jüdischen Staat in Palästina fordert. Von Theodor (Benjamin Seew) Herzl im Jahre 1897 ins Leben gerufene jüdische Volksbewegung, die die Rückkehr der Juden in ihr historisches Heimatland und die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk auf dessen Boden propagierte. Durch seinen betont nationalstaatlich-politischen Charakter unterschied sich der Z. von allen seinen Vorläufern mit ähnlicher Zielsetzung. Die zionistische Weltorganisation war und ist als Dachverband ausdrücklich areligiös, nahm aber ihrem Wesen nach (Rückkehr nach Zion) bei der jüdischen Religion Anleihen. Darüberhinaus enthielt und enthält sie auch eine starke religiöse Fraktion. Der Zionismus wuchs zu Anfang des 20. Jahrhunderts, vor allem in den jüdischen Zentren Osteuropas, schnell zu einer Massenbewegung an und erreichte mit der Balfour-Deklaration im Jahre 1917 seinen politischen Durchbruch. Seit der Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 und der seither staatlich geförderten Rückwanderung der Juden in ihr altes Heimatland wächst der Anteil der israelischen Juden an der Weltjudenheit stetig. Damit nähert sich der Zionismus der Verwirklichung seiner Ziele.
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Zippus
Vielseitig eingesetztes, architektonisches Gestaltungselement pfahlartiger Form. Von Hans-Jürgen Kotzur
Lat. Cippus = Pfahl, Grabsäule. Ursprünglich im antiken Rom ein sich nach oben verjüngendes Grenzzeichen aus Holz oder Stein. Später ein eiförmiger Denkstein auf einem Grab. In der mittelalterlichen Architektur, vorwiegend im Orient, als kugel- oder knospenförmiger Aufsatz bzw. als Bekrönung einer Kuppel verwendet.
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Zisterne
Wassergewinnung durch Sammeln von Regenwasser. Vor allem für die Besitzer von Höhen- oder Felsenburgen war die Anlage einer Zisterne die einzige Möglichkeit, auf der Burg Wasser zu gewinnen. Es technisch entweder nicht möglich oder viel zu teuer, einen Brunnen durch den gewachsenen Fels bis zum Grundwasserspiegel zu bohren. Für den Bau einer Zisterne entschied man sich auch dort, wo das Grundwasser durch Mineralien o.ä. verunreinigt und damit unbrauchbar war. Der Nachteil der Zisterne bestand darin, dass sie in regenarmen Zeiten schnell leer war. In Friedenszeiten war dies kein Problem, da man Frischwasser mit Pferden und Eseln vom nahen Bach holen und in den Tank einfüllen konnte. Im Fall einer Belagerung war eine leere Zisterne oft der Anfang vom Ende. Wenn es nicht zu regnen anfing und die Zisterne wieder gefüllt wurde, musste die durstende Burgbesatzung die Burg binnen kürzester Zeit aufgeben.
Prinzip der Zisterne
Das Prinzip der Zisterne (von lateinischen cista = "Kiste") war einfach. Man fing das Regenwasser vom Burghof, von größeren Freiflächen oder auch von schindelbedeckten Hausdächern auf und leitete es in offenen oder verdeckten Kanälen in ein in den Fels gehauenes Auffangbecken bzw. einen in die Erde gemauerten Wasserbehälter
Das Wasser wurde mit einem einfachen Haspel oder einem Wippgalgen mit Gegengewicht nach oben gehievt. Zum Schöpfen des Wassers verwendete man Holzeimer und Kupferkessel. Die Auffangbecken wurden geschützt angelegt und mit einer Abdeckung versehen, damit im Verlauf einer Belagerung kein Unrat hineingeschleudert werden konnte oder ein Tier hineinfiel und dort verendete. Wegen der Verschmutzungsgefahr durften sich Pferde und vor allem Hunde im Wassereinzugsbereich der Zisternen nicht aufhalten.
Man unterscheidet zwei Arten von Zisternen, die normale (ältere) Tankzisterne und die moderne (jüngere) Filterzisterne.
(Text: Stefan Grathoff)
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Zisterzienser
Mönchsorden. Der Orden der Zisterzienser - lateinisch "Sacer Ordo Cisterciensis", abgekürzt SOC - wurde 1098 in Cîteaux in Frankreich von einer Gruppe von Benediktinern des Klosters Molesme unter der Leitung von Robert von Molesme gegründet mit dem Ziel, streng nach den Ordensregeln zu leben, die Bendikt von Nursia 540 für seine Mönche aufgestellt hatte. Als Teil der Ordensregel befürworteten sie strenge Askese sowie Handarbeit und lehnten Einnahmen aus der Verpachtung von Ländereien ab. Die Zisterzienser lebten nach der Charta Caritatis, der "Heiligen Regel" in einem klaren, durch ein Patriarchalsystem geprägten Mönchtum. Roberts Nachfolger im Kloster von Cîteaux, Alberich, gelang es 1100, die Anerkennung des Ordens durch Papst Paschalis II. zu erwirken.
Dem dritten Abt, dem aus England stammenden Stephan Harding, verdankt der Zisterzienserorden die Formulierung seiner Verfassung der Nächstenliebe. Bernhard von Clairvaux kam 1113 als Novize in das Kloster Cîteaux und wurde 1115 zum Gründerabt von Clairvaux. Er entwickelte sich zum einflussreichsten geistigen Leiter seiner Zeit, die schnelle Verbreitung des Ordens war weitgehend sein Verdienst. Bis 1153 gab es über 300 Zisterzienserklöster, wovon 68 unmittelbar von Clairvaux aus gegründet wurden. Bis zum Ende des Mittelalters stieg die Anzahl der Zisterzienserabteien auf mehr als 700 in ganz Europa.
Im 12. Jahrhundert galten die Zisterzienser als einflussreichster Orden innerhalb der katholischen Kirche. Sie übernahmen die Bistümer und Legatenämter, die im 11. Jahrhundert von den Benediktinern des Klosters Cluny beansprucht wurden, und lösten letztere auch in der römischen Kurie ab. Ferner erbrachten sie einen wesentlichen Beitrag zum wirtschaftlichen Leben des Mittelalters, so bei der Urbarmachung von unfruchtbarem Land sowie in der Produktion von Getreide und Wolle. Sie beeinflussten die Verbreitung der gotischen Architektur in ganz Europa und sammelten viele Handschriften für ihre Bibliotheken.
Im Lauf der Zeit entfernten sich die Zisterzienser von einigen in ihrer Verfassung verankerten asketischen Idealen. Nach dem 13. Jahrhundert setzte ein Rückgang ein, gefolgt vom Aufschwung neuer reformierter Zisterziensergruppen im 17. Jahrhundert, v. a. durch die Trappisten. Diese Gruppierung entwickelte sich schließlich zu einem eigenständigen Orden, der sich "Zisterzienser der strengen Observanz" nennt, zum Unterschied vom ursprünglichen Orden, der nun als "Zisterzienser der allgemeinen Observanz" bezeichnet wird. Seit dem 12. Jahrhundert gibt es nach der gleichen Regel lebende Frauenklöster, die ebenfalls eine geschlossene Klausur bewohnen.
Die Ordenstracht besteht aus einer weißen, schwarz gegürteten Tunika, schwarzem Skapulier mit Kapuze und weißer Flocke.
Quelle: www.heiligenlexikon.de-
Zoll (Maß)
Alte Maßeinheit. Der Name Zoll ist vom mittelhochdeutschen Wort zol abgeleitet. Es bezeichnete einen kleinen Knochen. Das Zoll war nämlich ursprünglich als Länge des ersten Daumengliedes definiert. Später leitete man es durch dezimale oder duodezimale Teilung vom Fuß ab. Seine Länge richtet sich deshalb nach dem zugrundeliegenden Fuß. Die Größenordnung liegt zwischen 2 und 4 cm. Beispiele:
* Preußen: 1 Fuß = 12 Zoll = 313,8 mm; 1 Zoll = 26,2 mm
* Hannover: 1 Fuß = 12 Zoll = 292,1 mm; 1 Zoll = 24,3 mm
* Sachsen: 1 Fuß = 12 Zoll = 283,2 mm; 1 Zoll = 23,6 mmDurch Unterteilung in 10 bzw. 12 Linien erhielt man aus dem Zoll eine weitere Maßeinheit, die → Linie.
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Zunft
Vereinigung städtischer Handwerker im Mittelalter. Ursprünglich freie Vereinigung der in einer Stadt dasselbe Handwerk oder Gewerbe treibenden Personen zur gegenseitigen Unterstützung, in der ersten Zeit mit stark religiösem Charakter, in den germanische Ländern z. T. aus den Gilden entstanden. Die ersten Zünfte erscheinen in Deutschland im 12. Jahrhundert. Ein Zunftzwang (Gildezwang), d. h. die Verpflichtung eines jeden, der das betreffende Handwerk ausübte, einer Zunft anzugehören und das Verbot der Ausübung für jeden, der nicht Zunftgenosse war, kam erst im 13. Jahrhundert auf. Auch wurden nun erst die Zunftstatuten (Amtsrollen, Einungen, Zunftbriefe, capitularia) aufgeschrieben; bis dahin war der Eintritt in die Zunft völlig unbeschränkt gewesen.
Die Gesellen waren teilweise vollberechtigte Mitglieder der Zunft; in der Regel war dies nur der Meister, der selbständige Handwerker, der auf eigene Rechnung arbeitete. Die Meister bildeten die Zunftversammlung und wählten die Vorsteher, die Zunftmeister. Diese, von denen meist mehrere vorhanden waren (deshalb oft Vierer, Sechser, usw.), vertraten die Zunft nach außen und hatten den Vorsitz in den Zunftversammlungen und im Zunftgericht (meist der Zunftrat). Zunftmeister und Vorsteher wurden vielfach vom Stadtherrn oder dem Stadtrat ernannt oder wenigstens vorgeschlagen. Seit dem 13. Jahrhundert wurde der Zugang zur Zunft erschwert. Neben langer Lehr- und Gesellenzeit (meist 7 Jahre plus Gesellenjahre) und dem 'Mutjahr' am Ende der Gesellenzeit (Meisterstück), trat seit dem 14. Jahrhundert eine meist sehr hohe Eintrittsgebühr (Meistergeld) hinzu. Familienangehörige von Meistern waren von Meisterstück und Meistergeld befreit, so dass fremden Gesellen tatsächlich der Zugang verschlossen war (außer über eine Heirat).
Vielfach wurden unter den Zünften geringere und höhere unterschieden. Öfters hatten nur die großen Zutritt zum Stadtrat, und die andern mussten sich einer von jenen anschließen, wobei häufig Unterabteilungen entstanden. Zeitweise waren die Zünfte überhaupt die Träger der Selbstverwaltung und bildeten den Grundstock der städtischen Wehrmacht. In einigen Städten musste dann jeder Bürger, wenn auch nur formell, einer Zunft angehören, und auch die Patrizier mussten eine eigene Geschlechterzunft bilden. In diesen Städten waren die Zünfte nunmehr rein politische Abteilungen und nannten sich auch vielfach nicht mehr nach Gewerben, sondern nach Straßen und dergleichen. Im Allgemeinen bestanden die Zünfte nur in den Städten, doch waren in einigen Gegenden die gesamten Handwerker eines bestimmten Gebietes in einer Zunft zusammengeschlossen.-
Zungenspitzen-r
Besondere Realisierung des Lautes [r]. In den meisten deutschen Varietäten wird bei der Aussprache des [r] das Zäpfchen im hinteren Mundraum beansprucht. Das nennt sich dann „Zäpfchen-[r]“. Wenn aber z.B. im Bairischen oder Ostfränkischen das [r] alveolar (also am Zahndamm) realisiert wird, nennt man es „Zungenspitzen-[r]“.
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Zweifelderwirtschaft
Bodennutzungssystem. System der Felderwirtschaft. In der Zweifelderwirtschaft erfolgt die Bebauung in zwei Schlägen, wobei entweder dauernd zwei Fruchtarten wechseln oder der eine Schlag bebaut wird, während der andere brach liegt.
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Zweischwerterlehre
Kirchliche Lehre von der Gleichberechtigung der weltlichen und geistlichen Gewalten. Die zuerst von Papst Gelasius (492-496) vertretene Auffassung, dass es auf Erden eine gottgewollte Gleichberechtigung der beiden Gewalten Kirche (Papst) und Reich (Kaiser) gebe.
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Zweite Lautverschiebung
Trennt das Hochdeutsche von den restlichen germanischen Sprachen (auch vom Niederdeutschen, das die zweite Lautverschiebung nicht durchlaufen hat). Die zweite Lautverschiebung lässt sich in drei Teilverschiebungen gliedern:
Tenuesverschiebung (5./6. Jhd.): germ. t, p, k > ahd. z/tz, pf (und kch/(kx) nur in der Schweiz) (Affrizierung) oder ahd. ʒ, f und ch (Spirantisierung)
Medienverschiebung (8./9. Jhd.): germ. d > ahd. t (und germ. b, g > ahd. p, k nur im Altoberdeutschen)
Spirantenverschiebung (9./10. Jhd.): germ. þ, f, x > d, f/v, h
Da die zweite Lautverschiebung nicht überall konsequent durchgeführt wurde, ist sie ausschlaggebend für die Aufteilung des deutschen Sprachraums in Oberdeutsch, Mitteldeutsch und Niederdeutsch. In den oberdeutschen Dialekten wurde sie vollständig vollzogen, im Niederdeutschen dagegen (fast) gar nicht. Das Mitteldeutsche hat die Affrizierung nur teilweise durchgeführt, s. auch Rheinischer Fächer.
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Zwerchhaus
Dachausbauten mit quer zum Hauptgiebel liegendem Giebel. Zwerchhäuser ("Zwerch" = Quer; Zwerchfell = quer zur Körperachse) sind Dachausbauten mit eigenem, quer zum Hauptfirst verlaufendem Dach und meistens prächtig verziertem Giebel. Die Aneinanderreihung solcher Zwerchhäuser auf einem großen Dach lockert die Fläche auf und verleiht dem Bau ein prachtvolles, reiches Aussehen.
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Zwergarkade
Besondere Form der Arkade. (lateinische arcus = Bogen). Ein auf Pfeilern oder Säulen ruhender Bogen bzw. eine Reihe von Bögen (Arkatur) in der Front von Fassaden, in Innenhöfen oder in Verbindung mit einem offenen Gang als Bogengang, Wandelgang oder Laubengang, Galerie oder Loggia.
Blendarkade
Die Blendarkade öffnet die Wand nicht, sie gliedert sie nur dekorativ. Die Blendarkade ist ein vorgebauter Bogen, der keine Maueröffnung umschließt. Die Bögen sind oft zu einer Blendarkade gereiht.
Zwergarkade
Zwergarkaden (auf zierlichen Säulchen) bilden unter dem Hauptgesims romanischer Choranlagen einen nach außen geöffneten Laufgang, die Zwerggalerie.-
Zwickel
Dreiseitiges Flächenstück. Dreiseitiges Flächenstück, das zwischen runden und rechteckigen Formen vermittelt.
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Zwickelmauerwerk
Mittelalterliche Mauerwerkstechnik, bei der Zwischenräume mit kleineren Steinen gefüllt werden. Mauerstruktur des späteren Mittelalters (ab der Mitte des 13. Jh.), bei der größere Bruchsteine in kleinteiliges Steinmaterial eingebettet sind.
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Zwiebeldach
Unten konvex und oben konkav geschwungenes Haubendach. Bei einem Zwiebeldach, auch als Welsche Haube oder seltener als Kaiserdach bezeichnet, handelt es sich um ein Turmdach mit geschweifter Kontur (Haubendach), das unten konkav ansetzt, dann in eine konvexe Form übergeht und oben konkav in die Spitze ausläuft. Der Grundriss kann hierbei rund, quadratisch oder polygonal sein. [Anm. 1]
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Zwinger
Raum zwischen äußerem und innerm Mauerring. Der zwischen der inneren und der äußeren Ringmauer einer mittelalterlichen Stadtbefestigung oder Burg liegende Umgang oder der zur Vorburg gehörende freie Platz. Diese Verstärkung der Verteidigung wurde seit den Kreuzzügen üblich. Bei größeren Hofburgen wurde der Zwinger zu ritterlichen Übungen, zur Haltung von Tieren oder als Garten genutzt. Der für Hoffestlichkeiten bestimmte Dresdner Zwinger wurde so genannt, weil er in einem ehemaligen Zwinger-Garten erbaut wurde.
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Zyklopenmauer
Mauertyp aus besonders großen, polygonal geformten Natursteinen. Bei einem Zyklopenmauerwerk, auch als Polygonalmauerwerk bezeichnet, handelt es sich um ein aus besonders großen, zumeist unregelmäßig geformten Natursteinen gefertigtes Mauerwerk. Die hierbei verwendeten Bruchsteine weisen glatt abgearbeitete Kanten auf, denen die nächsten Steine jeweils angeglichen werden. [Anm. 2]