Mainz in Rheinhessen

Hauptsynagoge (Hindenburgstraße/Ecke Josefsstraße, heute: Synagogenplatz)

[Bild: Stadtarchiv Mainz]

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, der sogenannten „Reichskristallnacht", wurde auch die Synagoge der liberalen Mainzer jüdischen Gemeinde in der Hindenburgstraße angezündet. Außerdem verwüsteten die Nationalsozialisten die Orthodoxe Synagoge in der Flachsmarktstraße sowie zahlreiche jüdische Geschäfte und Wohnungen. Die Gestapo verhaftete alle männlichen Juden, derer sie habhaft werden konnte und transportierte sie in die Konzentrationslager Buchenwald und Dachau. Dort wurden sie mehrere Wochen festgehalten und gequält.

Die ausgebrannte Synagoge in der Hindenburgstraße wurde auf Anordnung des Bauamtes wegen angeblicher Baufälligkeit am 17. November 1938 gesprengt. Die anfallenden Kosten musste die jüdische Gemeinde tragen; außerdem wurde sie verpflichtet, die Aufräumarbeiten selbst durchzuführen.

[Bild: Stadtarchiv Mainz]

Die Synagoge war erst im Jahr 1912 eingeweiht worden. Mittelpunkt des nach Plänen des Architekten Willy Graf entstandenen markanten Gebäudes war ein durch eine Kuppel gekrönter Rundbau für die Gottesdienste, der etwa 1000 Gläubigen Platz bot. Entlang der Josefs- und der Hindenburgstraße erstreckten sich zwei zweigeschossige Seitenflügel, denen je ein Säulenportikus vorgelagert war. In diesen Anbauten waren das Gemeindehaus, das Museum für jüdische Altertümer, die Bibliothek sowie seit 1934 die jüdische Bezirksschule untergebracht. Im Keller des Gebäudes befand sich eine Turnhalle.

In den 1950er Jahren wurde auf dem Grundstück das Hauptzollamt Mainz errichtet. Bei Erdarbeiten wurden 1988 Reste des ehemaligen Säulenportikus entdeckt. Noch im selben Jahr wurden sie anlässlich der Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht vom 9./10. November 1938 als Mahnmal aufgestellt.

Am 3. September 2010 konnte das nach Plänen des Architekten Manuel Herz errichtete neue jüdische Gemeindezentrum an der Stelle der früheren Synagoge feierlich eingeweiht werden. Das Gebäude bietet der stark gewachsenen Glaubensgemeinschaft, die heute wieder rund 1000 Mitglieder zählt, ausreichend Raum für ihr Gemeindeleben. Der Platz vor dem neuen Bauwerk wurde in „Synagogenplatz umbenannt.