Mainz in Rheinhessen

St. Laurentius in Ebersheim

Katholische Kirche St. Laurentius in Ebersheim[Bild: Harald Strube]

Noch 1140 wurde St. Maximin von Papst Innozenz II. im Besitz der Ebersheimer Kirche bestätigt, sie dürfte also auf dem Fronhof des Klosters entstanden sein. St. Alban errichtete auf dem späteren Töngeshof eine Kapelle. Bereits 1184 aber befand sich St. Alban im Besitz sowohl dieser Kapelle als auch der Kirche im Ort. Von da an blieb das Mainzer Kloster und spätere Ritterstift Besitzer der Kirche, die ihm 1325 inkorporiert wurde. Auch die Zehntrechte waren in seiner Hand, lediglich ein Drittel des kleinen Zehnten ging an den Pfarrer. Die Kirche in Gau-Bischofsheim war Filialkirche von Ebersheim.
Die heutige katholische Kirche wurde 1725-26 als pilastergegliederter Saalbau errichtet und 1908 von Ludwig Becker, Mainz, durch eine querhausartige Halle in barockisierenden Formen mit Quertonnen und flach geschlossenem Chor erweitert. Der Turm stammt aus dem Jahr 1768.

Der Hochaltar von St. Laurentius - von Rudolf Büllesbach

Der Hochaltar von St. Laurentius[Bild: Rudolf Büllesbach]

Ein Wunder ist geschehen. Zwar kein großes, aber ein kleines. Die Allgemeine Zeitung findet dieses kleine Wunder nach einem Bericht vom 5. Januar 2008 in der Gruft von St. Peter. Dort hatte ein Mitarbeiter der Generaldirektion Kulturelles Erbe die Rückwand der Rokoko-Kanzel aus St. Quintin entdeckt. Diese Kanzel war im Jahr 1761 gebaut, mit glanzvergoldeten Schnitzereien versehen und in den Kriegswirren des Jahres 1944 so sicher gelagert worden, dass die Rückwand erst jetzt wiederentdeckt werden konnte.
Was hat dieses kleine Wunder mit Ebersheim zu tun? Hierfür müssen wir uns auf eine Reise begeben, die im 17. Jahrhundert beginnt.
In den Jahren zwischen 1689 und 1792 blieb Mainz trotz der zahlreichen Kriege mit viel Glück von Besetzungen verschont. Die Stadt wurde zu einem einzigen Bauplatz. Es entstand das barocke Mainz mit Eckmadonnen, Eckerker, Brunnen und dem Lustschloss "Favorite". Diese Entwicklung ging auch nicht an den Kirchen vorbei, die ebenfalls prächtig ausgebaut wurden. Eine dieser Kirchen war die älteste Pfarrkirche der Stadt, St. Quintin. Dort wurde im Jahre 1739 ein wunderschöner barocker Hochaltar mit Säulenbaldachin durch Maximilian von Welsch geschaffen. Mehr als 20 Jahre später wurde die von der verwitweten Gräfin Ostein gestiftete Rokokokanzel fertig gestellt, deren Rückwand jetzt in St. Peter gefunden wurde und jetzt für St. Quintin restauriert werden soll.
In Ebersheim war man zu dieser Zeit auch nicht untätig geblieben. Zwischen 1725 und 1729 wurde das Mittelschiff der heutigen Pfarrkirche für seine 300 Einwohner erbaut, das sich wahrscheinlich quer zu dem älteren, bereits im Jahre 1184 erwähnten Bau orientierte. Wohl aus Geldmangel verfügt die Kirche zunächst noch über keinen Turm. Dieser wurde erst ca. 40 Jahre später im Jahre 1768 mit einer Höhe von 42,40 Metern angebaut. Das Innere der Kirche war zu diesem Zeitpunkt bereits ausgemalt. Weiterhin waren um 1750 zwei Seitenaltäre aufgestellt worden: Auf der linken Seite stand der "Rosenkranz- oder Marienaltar" und auf der rechten Seite der „Nikolausaltar“. Die Kanzel und die  Apostelbilder an der Emporenbrüstung waren ebenfalls bereits vorhanden.
Was den Hochaltar der Kirche betrifft, hatte irgendjemand in Ebersheim eine gute Idee: „Wenn in St. Quintin jetzt ein so schöner neuer Hochaltar steht, dann muss es doch in dieser alten Mainzer Pfarrkirche einen "alten Altar" geben“, so die damalige Überlegung. Und tatsächlich – der aus dem Jahr 1670 stammende Hochaltar fand in St. Quintin keinen Platz mehr. Eine Vereinbarung zwischen den beiden Pfarreien wurde ausgehandelt und für 95 Gulden kam der Altar nach Ebersheim. Dort wurde jetzt noch das große Altarbild mit dem Namenspatron der Kirche, dem hl. Laurentius eingefügt und Ebersheim verfügt jetzt wohl über den ältesten, original erhaltenen Altar in einer Mainzer Pfarrkirche.
Nicht abschließend geklärt ist in diesem Zusammenhang, wann der Hochaltar nach Ebersheim kam. Während der neue Kirchenführer von St. Quintin davon spricht, dass der Altar im Jahre 1739 nach Ebersheim gelangte, geht der Ebersheimer Kirchenführer davon aus, dass der Altar im 1793 erworben wurde.
Welche Jahreszahl nun stimmt, soll an dieser Stelle offen bleiben. Der Blick soll vielmehr auf die weiteren Veränderungen der Kirche gerichtet werden. Denn auch nach dem Kauf des Hochaltars gingen die Arbeiten an der Kirche weiter. Der Kirchturm wurde im Jahr 1837 renoviert. Innen wurde die Kirche mehrmals ausgemalt, wobei die Decke im Jahre 1926 Bilder erhielt, wobei Ebersheimer Bürger für die Köpfe Modell gestanden haben. Ins mittlere Bild stellte der Maler rechts hinten den damaligen Pfarrer Anton Singer und vor diesen den Kaplan Josef Schwarz (mit Kerze).
Der größte Umbau der Kirche begann am 2. August 1908 mit der Grundsteinlegung und endete am 4. Oktober 1909 mit der feierlichen Einweihung durch Bischof Kirstein. Zwischen diesen beiden Ereignissen wurden für 57.000 Mark das alte Chor abgerissen, das Schiff etwas verlängert und Seitenschiffe sowie ein neues Chor gebaut und eine neue Sakristei hinzugefügt. An der Rückfront der Seitenschiffe wurden zwei kleine Portale eingefügt. Die Kirche in ihrer heutigen Form war entstanden.
Nach dem Umbau konnte man in Ebersheim auch erstmals den Hochaltar in seiner vollen Pracht bewundern. Der für St. Quintin geplante Altar hatte mit seinen 12 Metern angesichts der bislang vorhandenen Deckenhöhe nicht vollständig in die Ebersheimer Kirche gepasst. Mit dem Bau des neuen Chors konnte jetzt der Höhe des Altars Rechnung getragen werden, so dass er im Jahre 1909 erstmals mit allen Elementen in die Kirche eingebaut werden konnte. Da der Altar auch einer  gründlichen Renovierung unterzogen, von stilwidrigen Zutaten früherer Zeiten gereinigt und neu gefasst worden war, erschien er jetzt in neuem, bis dahin unbekanntem Glanz.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff

Verwendete Literatur:

  • Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. 2. Aufl. München 1985.
  • Schmitt, Sigrid: Ländliche Rechtsquellen aus den Kurmainzischen Ämtern Olm und Algesheim. Stuttgart 1996 (Geschichtliche Landeskunde 44).

Aktualisiert am: 04.06.2014