Koblenz am Mittelrhein

Die ehemalige Blechwarenfabrik in der Alten Burg

Die Abbildung zeigt eines der farbigen und kunstvollen Tabletts, das in der wohl ersten und ältesten Fabrik der Stadt, der „Lackierfabrik“ in der Alten Burg entstand. Diese Auftragebretter oder „Präsentierteller“ (wie der Koblenzer Volksmund sie nannte) zeigen heute noch die schönsten Farben in ihren Arabesken, Blumen- und Vogelstücken sowie in den Landschaftsbildern. Das ehemalige Schlossmuseum soll noch einen Teil der benutzten Vorlagen besessen haben, deren früheste aus der Schule des Januarius Zick stammten; Dr. Michel nennt für die spätere Zeit einen Maler Hackenbruck, der hier tätig war.
Am 2. Januar 1806 hatte die Blechwarenfabrik Fink & Co. - später Schaaffhausen & Dietz - die Alte Burg an der Moselbrücke käuflich erworben. Sie kaufte sie aus dem Domänengut der französischen Präfektur, in das der gesamte ehemalige kurfürstliche Besitz übergegangen war. In die Bemühungen um die Niederlassung und die Notwendigkeit einer allgemeinen Industrieforderung durch die Regierung hatte sich selbst Görres eingeschaltet, wie man jetzt durch die Veröffentlichung von Robert Schmitt weiß. Die Werkstätten waren in dem erweiterten Hauptgebäude auf der Südseite und in Nebengebäuden im alten Ostgraben untergebracht.
Wir besitzen noch eingehende Kenntnis der vorhandenen Maschinen der Schwarzblechwerkstatten, selbst über die Zahl der Arbeiter, der Klempner, Gürtler, Vergolder, Maler und Packer. In den 40-er Jahren stieg die Zahl auf 200 an. Neben den Tabletts aller Größen zeigten Brotkörbchen, Zuckerdosen, Ofenschirme die kunstvollsten Malereien. Ihren Weltruf begründete die Lackierfabrik mit den aus Messing und Neusilber hergestellten sogenannten „Motorateur-„ oder Studierlampen, bei denen die ersten Glaszylinder Verwendung fanden. Sie gingen in alle Welt. Auf Ausstellungen erhielt die erste Koblenzer Fabrik hohe Auszeichnungen und selbst die Prinzessin und spätere Kaiserin Augusta besuchte bei ihrem jährlichen Aufenthalt in Koblenz die Ausstellungsräume.
1897 kaufte die Stadt mit Unterstützung des Staates und der Provinz die Alte Burg. Die Fabrik ging in andere Hände über, änderte in Anpassung an die Zeit ihre Fabrikationsgegenstände, verlegte ihre Werkstätten an den Moselweißer Weg, bis sie schließlich zu Anfang des Ersten Weltkrieges ihre Tore ganz schloss.

Text und Bild: Franke, Kostbarkeiten S. 178; redakt. Bearb. S.G.