Mainz in Rheinhessen

Handelswaren im mittelalterlichen Mainz

Im 15. Jahrhundert hatte Mainz viel von seiner ehemals herausragenden wirtschaftlichen Geltung eingebüßt. Das im 14. Jahrhundert noch blühende Wolltuchgewerbe etwa verlor erheblich an Bedeutung. Doch wird das Bild der Mainzer Wirtschaft aufs Ganze gesehen keineswegs nur durch negative Entwicklungen gekennzeichnet. Eine beachtliche Rolle spielten zur Zeit Gutenbergs die beiden Mainzer Metzgerzünfte. Eine beeindruckende Fülle von Fleisch- und Wurstwaren stand Gutenberg und seinen Zeitgenossen zur Verfügung, unter ihnen wohl auch schon Vorformen der heutigen Mainzer "Worscht". Mainzer Metzger und Viehhändler, indirekt auch das lederverarbeitende Gewerbe, waren nicht nur auf die heimische Viehhaltung angewiesen, sondern profitierten vom überregional organisierten Handel mit Vieh. Mainz war eine wichtige Etappe innerhalb des transkontinentalen Handels mit ungarischen Ochsen. Seine Rolle als verkehrsgünstig gelegener Umschlagplatz, insbesondere für Wein und Holz, sicherte Mainz eine wichtige ökonomische Basis.

Szenerie des mittelalterlichen Fischverkaufs

Der von Mainz aus rheinabwärts vertriebene Wein wurde vor allem nach der Handelsmetropole Köln verbracht, um von dort aus weiter exportiert zu werden. Kölner Kaufleute spielten im Weinhandel eine überragende Rolle. Sie brachten im übrigen beachtliche Mengen an Stockfisch und Hering nach Mainz, das in der Gutenbergzeit ein wichtiges Verteilerzentrum für diese begehrten Fastenspeisen war. Die Umschlag- und Verteilerfunktion der Stadt für Wein, Vieh und Fisch trug dazu bei, dass Gutenberg und seinen Zeitgenossen ein reichhaltiges Lebensmittelangebot zur Verfügung stand, jedenfalls zu Zeiten, in denen nicht schlechte Ernten und Teuerungen zu einer Verknappung des Warenangebots führten. Zur guten Versorgungslage trugen auch die Produkte von Sonderkulturen aus dem städtischen Umland bei. Der Mainzer Wochenmarkt war etwa für die dort angebotenen Kirschen schon im 15. Jahrhundert bekannt.

0.1.Das Warenangebot im Mainzer Kaufhaus

Die Kaufhausordnung zeigt uns die große Vielfalt eines spätmittelalterlichen Warenangebots. Im Kaufhaus konnte man mit ungezählten Waren und Gütern handeln, die in den Haushaltungen und  Werkstätten der Stadt Mainz und Umgebung benötigt bzw. von auswärtigen Kaufleuten erworben wurden.
Hierzu gehörten verschiedene Fette und Öle, eine reiches Angebot an heimischen und exotischen Gewürzen, die teilweise auch als Heilmittel dienten, eine beeindruckende Vielzahl an Nord- und Ostseefischen und in eingeschränktem Maße heimischen Frischfischen, [Anm. 1] die eigentlich nur auf dem städtischen Fischmarkt verkauft werden durften.

Die Bedeutung des Mainzer Tuchgewerbes [Anm. 2] wird durch das breite Angebot an heimischen und importierten [Anm. 3] Tuchen, Stoffen und Garnen unterstrichen. Es wurden unterschiedliche Metalle, verschiedenartige Lebensmittel und Ledersorten, Seile, Haushaltswaren u.v.m. angeboten.

Von großer Bedeutung für das Kaufhaus war der Handel mit Farben bzw. Farbgrundstoffen, sowie mit Holz, Kohlen und Eisen.

Nicht gehandelt wurde im Kaufhaus mit frischen Lebensmitteln, wie etwa Milchprodukten, Gemüse, Getreide, Heu, Salat, Obst, Beeren, Frischfleich und Geflügel. Im Kaufhaus wurde weder Hopfen noch Bier verkauft, obwohl es schon im 12. Jahrhundert eine Biergasse in der Stadt gab, und sich die Bierbrauer 1301 zu einer Korporation zusammengeschlossen hatten [Anm. 4] Abgesehen von Perlen gab es keine Edelsteine und Pretiosen, kein Getreide oder Glas, auch die relativ bekannten Mainzer Kacheln waren nicht im Angebot zu finden. [Anm. 5]

Färberhandwerk im 15. Jh.

Von den im Kaufhaus gelagerten Waren profitierten nicht zuletzt die bisher in ihrer Bedeutung wohl unterschätzten Sektoren Kunstgewerbe und Kunsthandwerk. In Mainz wurde z.B. in großem Umfang rote Farbe hergestellt. Produkte des Mainzer Kunstgewerbes deckten nicht zuletzt die Konsumbedürfnisse von Adel und Geistlichkeit. Darüber informiert die in einer Abschrift vom Anfang des 15. Jahrhunderts erhaltene Kaufhausordnung.

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Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff, Katharina Üçgül

Aktualisiert am: 9.12.2014

Anmerkungen:

  1. Vgl. dazu: Matheus, Bistumsstreit S. 195. Zurück
  2. In Mainz selbst wurden im Wesentlichen nur graue, ungefärbte, einfache Tuche hergestellt. In den Oberlahnsteiner Zollrechnungen werden 1436/1437 Mainzer Tücher genannt (Volk, Rechnungen). Eine bedeutende Exportstadt war Mainz trotzdem nicht. Als gut gehender Ausfuhrartikel ist nur das Wolltuch bekannt. Dennoch konnte sich Mainz unter den etwa 80 Weberorten des mittelrheinischen Tucherzeugungsgebietes, die weiße und graue Tuche in billiger bis mittlerer Preislage herstellten, durchaus sehen lassen (Falck, Blütezeit 1973 S. 81; Volk, Wirtschaft S. 410; Matheus, Bistumsstreit S. 191).  Zurück
  3. Matheus, Bistumsstreit S. 19, 195 und 197. Zurück
  4. Matheus, Bistumsstreit S. 194. Zurück
  5. Im 15. Jahrhundert sind "Mentschtz kacheln" nach Trier exportiert worden (Matheus, Bistumsstreit S. 192). Zurück