Mainz in Rheinhessen

Alte Mainzer Universität - Domus Universitatis

Die Alte Universität Mainz.[Bild: Stefan Dumont]

Die Gründung einer Universität war eine der ersten Maßnahmen, nachdem sich der Erzbischof als Stadtherr endgültig durchgesetzt hatte. Schon Adolf von Nassau hatte sich (vergeblich) um die päpstliche Erlaubnis zur Gründung einer Universität bemüht. 1476 gestattete der Papst Diether von Isenburg die Einrichtung eines "Studium generale" in Mainz. Die Mainzer Universität konnte am 1. Oktober 1477 feierlich eröffnet werden.
Zunächst unterrichtete man in vier Fakultäten: Theologie, Jura, Medizin und Artistik (heute Philosophie). Studenten und Professoren wohnten gemeinsam in so genannten Bursen, die der Erzbischof der Universität zur Verfügung stellte. Dabei handelte es sich um ehemalige Patrizierhäuser (Hof zum Gutenberg, Hof zum Algesheimer, Hof zum Schenkenberg), die nach der Erzstiftsfehde in den Besitz des Erzbischofs gekommen waren.
Nach Luthers Thesen von 1517 entbrannte in Mainz ein heftiger Lehrstreit. Diesen entschied der 1534 von Ignatius von Loyola gegründete und vom Mainzer Erzbischof nach Mainz gerufene Jesuitenorden im Sinne der traditionellen katholischen Lehre. Bis zur (vorläufigen) Aufhebung des Ordens im Jahre 1773 bestimmten die Jesuiten die Lehrinhalte der Universität.

Kupferstich aus der Erbauungszeit 1615 (Paris, Cabinet des estampes)

Das Gebäude der Alten Universität wurde zwischen 1615 und 1618 für die theologische und philosophische Fakultät sowie das Jesuitengymnasium errichtet. Es handelt sich um einen mächtigen 4-stöckigen Renaissance-Bau mit relativ schmuckloser Fassade, aus der lediglich zwei Säulenportale hervorstechen. 1942 brannte das Gebäude aus, 1951/52 wurde es wieder aufgebaut. Heute ist hier das Institut für Europäische Geschichte zu Hause.
War der Bau des Universitätsgebäudes Anfang des 17. Jahrhunderts ein wichtiges Signal für die Förderung der Universität, bedeuteten die Gründung eines Universitätsfonds durch die Enteignung von drei Klöstern (Altmünster, Karthause, Reichklara) und die Universitätsreform von 1784 einen nachhaltigen Aufschwung in der Zeit des Aufgeklärten Absolutismus. Bekannte Wissenschaftler wie Forster und Soemmering wurden an die Universität berufen. In napoleonischer Zeit wurde die Universität geschlossen und erst 1946 - mit wesentlicher Unterstützung durch die französische Verwaltung - neu gegründet.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff

Verwendete Literatur:

  • Just, Leo: Die alte Universität Mainz von 1477 bis 1798. Ein Überblick. Wiesbaden 1957.
  • Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 2.2: Stadt Mainz. Bearb. v. Ewald Wegner. Worms 1988.
  • Weber, Hermann (hrsg.): Tradition und Gegenwart. Aus der Zeit der kurfürstlichen Universität. Wiesbaden 1977.

Aktualisiert am: 11.09.2014